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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 29
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Altdeutsche Predigten.
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dem himelriche möhtet körnen, ir sit aber gar fremde geste
da; ihr werdet ewiglich mit iurem verwert oder gilwcn da
ze helle brennen. Nib. 6629. gevelschet yrouwen varwe,
Wolfram im Parc. 133 c . gestrichen varwe üfez vel ist
selten worden lobes hei, swelch wiplich herze ist stspte
ganz, ich wtene diu treit den besten glanz. — V 0 rdrän-
gen und Geschwätzigkeit der Frauen (S. 342). Keine
Frau sott zur Zeit/ so man Messe singt/ bey dem Altar zu thun
haben / noch sonst in dem Chore seyn. Le cht können sie da an
dem Priester ihre Seligkeit verwirken. Es ist ein schädliches
Ding/ daß die Frauen sich immer hinzudrängen/ wo man Gott
dient. Im alten Bunde standen sie besonders/ daß andere Män
ner sie nicht sahen (S. 343). So sprechen sie in der Kirche/
wie auf einem Jahrmärkte / hin und her, was jeglicher gesehen
in fremden Landen auf der Meer- oder Romfahrt oder zu St.
Jakob. Und die Frauen lassen ihren Mund nie stehen von
unnützem Gespräche. So sagt die von ihrer Dirne/ sie schlafe ß
gern und wirke ungern; die von ihrem Kinde/ es sey »muelich« \
und nehme nicht zu, statt daß sie Gott klagen sollten ihr Ungemach
an Leib und Seele/ vor allem aber die Sünde mit reuigem Her
zen und mit schöner Zucht stille schweigend / bey sich selber. —
Verhätschelung der Kinder (S. ^<|). Daß reicher
Leute Kinder weniger zu alten Leuten werden, als der Armen,
das kommt von der Ueberfüllung und Verzärtelung: so machet
im diu swester ein mueselin und strichet im eht in. So
ist sin hevelin klein sin megelin und ist vil schiere vol
worden, so püpelt ez im her wider uz; so strichet eht sie
dar. So kumet danne diumuome, diu tuot im daz selbe.
So kumet danne diu amme und sprichet: d we mins kin-
des! daz enbeiz hiute nihtes. Diu strichet im danne als ie
von erste in, so weinet ez , so zabelt ez. — Höfisch e
Sitten der Weltlente. Die wahre Zucht und Tugend besteht
nicht in ängstlicher Beobachtung dessen, was man den guten
Und feinen Ton heißt (S. 187). Er meinet aber niht die
tugent, daz eteliche liute tugent heizent. So einer ein
boteschaft hövelichen gewerbenkan, oder ein schüzzel tra
gen kan, oder einer einen becher hövelichen gebieten kan
und die hende gezogenliche gehaben kan oder für sich ge
legen kan, so sprechent eteliche liute: weck, welch ein
wol gezogen kneht daz ist oder man und frouwe! daz ist
gar ein tügentlicher mensche, we wie tügentliche er kan
gebären. Sich , die tugent ist vor gotte ein gespÖtte und
gesellet got ze nihte (S. 323). So rücket einez diu gürte
lin hoher (Zeichen der Hossart) S. 369. Kann eines nicht
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