Full text: [Rezension:] Berthold des Franziskaners deutsche Predigten aus der zweyten Hälfte des dreyzehnten Jahrhunderts (..), hrsg. von Christian Friedrich Kling. Mit einem Vorwort von Dr. A. Neander. Berlin 1824

l626. 
Altdeutsche Predigten. 
2,3 
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 29 
vel certe, et similia, quia haec reputant juramenta (de mo- 
ribus Yaldensium in Flacii Illyr. catal. test. ver. Basil. 
i556 8. p. 757). An sieben Hauptstücken sind nach 
Bert hold (V. 3o8. 3oq) die Ketzer zu kennen: 1) die Ver 
werfung des Sakraments der Ehe(sacramenturnconjugii dam- 
nant, Flacius. 1. c pag. 743); 2) die Unrechtmäßigkeit der 
Todesstrafe (davon wird noch in einer andern Predigt/ S. 14, 
gehandelt; dicunt maleficos non damnandos, Flacius 1. c. 
pag "755); 3) die behauptete Unkraft der sieben Heiligkeiten und 
des Weihwassers; 4) der Grundsatz/ daß ein sündhafter Priester 
keinen der Sünde entbinden könne; 5) die Unerlaubtheit des Ei 
des; 6) der Satz/ daß auch Ungelehrte die Schrift lesen und 
erklären dürfen (uz der schrift reden); 7) wer zween Röcke 
hat, soll um Gottes willen den einen hergeben. Die überstrenge 
Auslegung dieses an sich schriftgemäßen Satzes (L ueä/ 3/ u) 
bekämpft der Minorit mit vorzüglichem Eifer: pfi, unseliger 
ketzer, so molue halt nieinan behalten werden, weder 
geistliche noch werltliche liute; ja, fügt er naiv hinzu/ ist 
einem etewanne not, daz er den dritten dazuo habe. Auch 
S.5 predigt er über den Ausspruch: du solt dinen ebenkristen 
minnen alse dich selben, »b we, bruoder bertholt,« läßt 
er sich einwenden/ »ja tuostu des selbe niht; nu bin ich din 
lj^enkristenmensche , und hast zwen guote rocke und han 
ich einen vil boesen und l est mich doch e mangeln, danne 
dich selben« Daz ist vil war, antwortet er/ ich han die 
rocke, ich engibe aber dir dekeinen; ich wolle gerne, daz 
du einen also guoten haßtest, oder einen zwirunt (zwey 
mal) also guoten. Wahre Nächstenliebe besteht in Abwesenheit 
alles Neides/ nicht in unverständiger Selbstberaubung. Die 
dem Mondwechsel verglichene Vielgestaltigkeit der Ketzerey (Haupt 
schutzwehr gegen sie; auch im Frey ge dank/ 2 b , steht der 
Spruch: 
swie vil der ketzer lebendic si, 
ir deheiner stät dem andern bl; 
gloubten si alle geliclie, 
sic twungen elliiji riche) 
\k/ 
gibt dem Prediger Anlaß/ einige der (nach tfptt wohl anderthalb 
hundert) verschiedenen Arten näher zu nennen : (S. 3oc) wanne 
ie einer hat künden ein iteniuwe ketzerie und sweihe der 
selbe ie nach im hat braht in dieselben ketzerie, die ketze 
rie heizet danne alse jener, der sie von erste vant. Ein 
heizent poverlewe, und eine arriani y und rünkeler und ma- 
nachei und sporer und swirder und arnolder, wozu aus einer 
andern Predigt (S. 3t)4) folgende Aufzählung zu nehmen ist: 
ZI
	        
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