XXXII. Bd.
Altdeutsche Predigten'
XXXII. Bd.
im Aeußern hervorstechender/ und der Tonsur entsagt, i Aus dem
Eidschwur haben sich rwr- und nachher manche Dissentienten
ein Gewissen gemacht. Fayent a juramento nee dicunt yere
yel certe, et similia, quia haec reputant juramenta (de mo-
ribus Yaldensium in Flacius Illyr. catal. test. yer. Basil.
i556. 8. p. 757). An sieben Hauptstücken sind nach
Bert hold (V. 3o8. 309) die Ketzer zu kennen: 1) die Ver
werfung des Sakraments der Ehe(sacrarnentumconjugii dam-
nant. Flacius. 1. c. pag. 743)?* 2) die Unrechtmäßigkeit der
Todesstrafe (davon wird noch in einer andern Predigt/ S. 14,
gehandelt; dicunt maleficos non damnandos, Flacius 1. c.
pag. 766) ;sdie behauptete Unkraft der sieben Heiligkeiten und
i ) des Weihwassers; 4) der Grundsatz/ daß ein sündhafter Priester
keinen der Sünde entbinden könne; 6) die Unerlaubtheit des Ei
des; 6) der Satz/ daß auch Ungelehrte die Schrift lesen und
erklären dürfen (uz der schrift reden); 7) wer zween Röcke
hat, soll um Gottes willen den einen hergeben. Die überstrenge
Auslegung dieses an sich schriftgemäßen Satzes (Lucä/ 3/ 11)
bekämpft der Minorit mit vorzüglichem Eifer: pfi, unsaeliger
ketzer, so mohte halt nieman behalten werden, weder
geistliche noch werltliche liute; ja, fügt er naiv hinzu/ Ist
einem etewanne not, daz er den dritten dazuo habe. Auch
@.5 predigt er über den Ausspruch: du soll dinen ebenkristen
minnen alse dich selben. »6 wc, bruoder bertholt,« laßt
er sich einwenden/ »ja tuostu des selbe niht; nu bin ich din
ebenkristenmensche, und hast zwen guote rocke und hän
0 ich einen yil biesen und laest mich doch e mangeln, danne
dich selben.« T)az ist yil war, antwortet er/ ich hän xlie
rocke, ich engibe aber dir dekeinen; ich wolte gerne, daz
du einen also guoten haetest, oder einen zwirunt (zwei
mal) also guoten. Wahre Nächstenliebe besteht in Abwesenheit
alles Neides/ nicht in unverständiger Selbstberaubung. Die
dem Mondwechsel verglichene Vielgestaltigkeit der Ketzerey (Haupt
schutzwehr gegen sie; auch im Frey gedank/ 2 b / steht der
Spruch:
swie vil der ketzer lebendic si,
ir deheiner stat dem andern bi;
1 A gloubten si alle gelicke,
: t sie twungen ellif r|che)
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gibt dem Prediger Anlaß/ einige der (nach ihm wohl anderthalb
hundert) verschiedenes Arten näher zu nennen: (S. 802) wanne
ie einer hat funden ein iteniuwe ketzerie und swelhe der
selbe ie nach im hat braht in dieselben ketzerie, die ketze
rie heizet danne alse jener, der sie von erste vant. Ein
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