Full text: [Rezension:] Berthold des Franziskaners deutsche Predigten aus der zweyten Hälfte des dreyzehnten Jahrhunderts (..), hrsg. von Christian Friedrich Kling. Mit einem Vorwort von Dr. A. Neander. Berlin 1824

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Altdeutsche Predigten. 
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ir liebez kint solle ane sehen, sie seze an dem viörden tage 
vil gerne ein stücke brötes. Jede irdische Neigung bedarf der 
'Abspannung, von Gott möchte aber im Himmel keiner die Augen nur 
so lange, als man die Hand umkehrt, abwenden, um aller Welt 
Güter^nicht. Wir sagen in elewenne ein glichnisse, wie 
schcene got si. Seht, alles daz wir iemer gesogen künnen 
oder rnngen , daz ist rebte dem geliche , als obe ein kint 
uns solle sagen, ob ez muglich wsere, die wile ez in sin re 
muoter libe ist beslozen, und daz solte sagen von aller der 
wirde u. von aller der gezierde, die diu weilt bat, von 
der liebten sannen, von den liebten Sternen, von edelre 
gesteine kraft und von ir maniger slahte varwe, von der 
edelen würze kraft und von der rieben gezierde, die man 
üzer siden und üzer golde machet in dirre weilte u. von 
maniger bände suezen stimme, die diu weilt bat, von vö 
gelin sänge u. von seiten spil und von maniger bluomen 
varwe. Und 280 wird hinzugefügt von der Nichtigkeit aller 
weltlichen Freude, gegenüber der himmlischen: alliu diu ere u. 
diu sröude und daz gemach, die disiu werlt ie gewan von 
keisern oder künigen, wider der sröude, diu im himelriche 
ist, als widerzaeme einem wrrre ein diep an einem galgen, 
als kurz einem diu wile damit wäre, daz er einen erbau- l 
gen man trinten solte wic 1 ^ • aller der FrÖude, die diu werlt ± 
bat, alse widerzaeme ist mix* diu sröude aller der werlte, * 
wider der ewigen sröude. Ei, wol iueh wart, daz iueb 
iuwer muoter ie getruo<|, die so getane sröude sülen be 
sitzen. 
Bertholds Homilien sind das, was im Mittelalter ser- 
mones de tempore hieß, und wie man sie auch bey dem heil. 
Bernhard antrifft. Von dem Feste oder dem Heiligen des 
Tages wurde ein Bezug genommen im Eingänge oder im Ver 
laufe der Rede; oft wird auch gleich der evangelische Tert zum 
Grunde gelegt. Die Anlage des Ganzen erscheint in der Regel 
paffend und verständig, und sollte bisweilen die Zergliederung 
verunglücken, und in den Uebergängen Zwang verrathen, so 
weiß der natürliche-Fluß der Rede alles auszugleichen, und die 
vorherrschende praktische Richtung des Geistlichen überall auf 
eindringende, warme Vermahnung einzulenken. Die Liebe Got 
tes und der schönsten Tugenden, die Meldung aller Laster wird 
als die Hauptsache empfohlen, und nicht leicht unter den hier 
abgedruckten Predigten eine angetroffen werden, die nicht von 
irgend einer Seite auch noch heute das menschliche Herz rühren 
würde, wenn schon für unsere Zeit einzelne Wendungen
	        
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