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Altdeutsche Predigten.
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ir liebez kint solle ane sehen, sie seze an dem viörden tage
vil gerne ein stücke brötes. Jede irdische Neigung bedarf der
'Abspannung, von Gott möchte aber im Himmel keiner die Augen nur
so lange, als man die Hand umkehrt, abwenden, um aller Welt
Güter^nicht. Wir sagen in elewenne ein glichnisse, wie
schcene got si. Seht, alles daz wir iemer gesogen künnen
oder rnngen , daz ist rebte dem geliche , als obe ein kint
uns solle sagen, ob ez muglich wsere, die wile ez in sin re
muoter libe ist beslozen, und daz solte sagen von aller der
wirde u. von aller der gezierde, die diu weilt bat, von
der liebten sannen, von den liebten Sternen, von edelre
gesteine kraft und von ir maniger slahte varwe, von der
edelen würze kraft und von der rieben gezierde, die man
üzer siden und üzer golde machet in dirre weilte u. von
maniger bände suezen stimme, die diu weilt bat, von vö
gelin sänge u. von seiten spil und von maniger bluomen
varwe. Und 280 wird hinzugefügt von der Nichtigkeit aller
weltlichen Freude, gegenüber der himmlischen: alliu diu ere u.
diu sröude und daz gemach, die disiu werlt ie gewan von
keisern oder künigen, wider der sröude, diu im himelriche
ist, als widerzaeme einem wrrre ein diep an einem galgen,
als kurz einem diu wile damit wäre, daz er einen erbau- l
gen man trinten solte wic 1 ^ • aller der FrÖude, die diu werlt ±
bat, alse widerzaeme ist mix* diu sröude aller der werlte, *
wider der ewigen sröude. Ei, wol iueh wart, daz iueb
iuwer muoter ie getruo<|, die so getane sröude sülen be
sitzen.
Bertholds Homilien sind das, was im Mittelalter ser-
mones de tempore hieß, und wie man sie auch bey dem heil.
Bernhard antrifft. Von dem Feste oder dem Heiligen des
Tages wurde ein Bezug genommen im Eingänge oder im Ver
laufe der Rede; oft wird auch gleich der evangelische Tert zum
Grunde gelegt. Die Anlage des Ganzen erscheint in der Regel
paffend und verständig, und sollte bisweilen die Zergliederung
verunglücken, und in den Uebergängen Zwang verrathen, so
weiß der natürliche-Fluß der Rede alles auszugleichen, und die
vorherrschende praktische Richtung des Geistlichen überall auf
eindringende, warme Vermahnung einzulenken. Die Liebe Got
tes und der schönsten Tugenden, die Meldung aller Laster wird
als die Hauptsache empfohlen, und nicht leicht unter den hier
abgedruckten Predigten eine angetroffen werden, die nicht von
irgend einer Seite auch noch heute das menschliche Herz rühren
würde, wenn schon für unsere Zeit einzelne Wendungen