Full text: [Rezension:] Berthold des Franziskaners deutsche Predigten aus der zweyten Hälfte des dreyzehnten Jahrhunderts (..), hrsg. von Christian Friedrich Kling. Mit einem Vorwort von Dr. A. Neander. Berlin 1824

Altdeutsche Predigten- 
XXXII. Bd. 
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einer 189, 142, weil der heilige männlich; überhaupt freye 
Stellungen des Adj. und Pron.: ze der zeswen siner siten 
284 (etwa wie N. Cap. 4 1 Heba sin wirten) ; ein der liebste 
bneht 289; welch der tiuvel 3o5; du armer mensche tum- 
lier! 296; ir friheit der jugende diu gelimpfe in bas (ihre 
jugendliche Freyheit stehe ihnen wohl an) 197; der Gen. vom 
regierenden Nomen getrennt: an die Stange nagelte des heren 
criuzes 25; daz dritte gebot zerbrochen unsers herren 64; 
doch es können hier weder alle syntaktischen Eigenheiten dieser 
Prosa angegeben, noch weniger ähnliche Stellen aus den Dich 
tern und der alteren Sprache mitgetheilt werden. Mit welcher 
ungemeinen Freyheit, ja Nachlaßlgkeit die Rede aus direkter 
in oblique Beziehung überspringe, wie aus dem Pronomen 
zweyter Person in das der dritten, aus dem Plur. in den 
Sing., so wie umgekehrt, davon liefern die im Verlaufe die 
ser Beurtheilung ausgehobenen Stellen hinreichende Beyspiele. 
Einiges in dieser Weise mag sogar verbotene Fahrläßig- 
keit scheinen, die sich wohl Berthold im Flusse seiner un- 
studierten Beredsamkeit verstatten durfte (und wer weiß es, 
ob sich verstattete ^ da mit der Gabe des Redens auch die der 
Sprachreinheit verbunden zu seyn pflegt), die aber beym Nie- 
derschretben der Predigten unter seiner Hand verschwunden 
seyn wurde. Wiederholungen einzelner Worte und Satze, wie 
sie allenthalben begegnen, waren dann auch weggeblieben. 
Aller Wahrscheinlichkeit nach sind nicht von Berthold selbst, 
sondern von einem Zuhörer seine Reden aufgeschrieben wor 
den. Das hat bereits Kling in der Vorrede XI dargethan, 
wohin ich verweise. 
Hinzufügen muß ich jedoch, daß ich die Niederschreibuug 
für höchst treu halte, und daß sie die Eigenthümlichkeit des 
Redners in Wendungen, Ausdrücken und selbst im Mundarti 
schen genau erfaßt haben wird. Bey eigener Aufzeichnung 
hatte er vielleicht die Perioden mehr gebildet und zusammen 
gezogen, und ihnen dadurch von ihrer Natürlichkeit benommen, 
die dem Leser wie dem Hörer doch das Liebste und Anziehendste 
ist. Die Möglichkeit getreuer, vollständiger Aufnahme einer 
eben gehaltenen Predigt aus dem bloßen Gedächtnisse durch 
einen fähigen Zuhörer leidet keinen Zweifel. Es geschieht noch 
heut zu Tage: um so leichter damals, wo die Gedächtnißkraft 
im Ganzen schärfer und ungestörter waltete, und die Einübung 
des Niederschreibens ungleich höhern Werth hatte. In Tan 
ker s Predigten (alter Leipziger Druck, bald am Ende) wird 
das vollständige Aufzeichnen einer angehörten Rede berichtet. 
Bekanntlich,hat noch über zweyhundert Jahre hernach der
	        
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