Full text: [Rezension:] Berthold des Franziskaners deutsche Predigten aus der zweyten Hälfte des dreyzehnten Jahrhunderts (..), hrsg. von Christian Friedrich Kling. Mit einem Vorwort von Dr. A. Neander. Berlin 1824

Theil merkwürdige Aeußerungen, S. n, 12, 67, 3oi , 324. 
-— Aeußerungen über die deutsche Sprache, S. 118: in latin 
und in welschen landen und in srancriche heizent die sie 
ben Sternen als die siben tage und ouch die siben tage sam 
die Sternen ; hie ze diutschem lande heizet man sie niht sö 
gar darnach. Und ist mir daz eil leit (weil sich keine erbauliche 
Auslegung daran fügt, und sich die Leute nichts dabey denken). 
Die deutschen Namen lauten hier: 1) suntac. 2) mantac. 3)er- 
getac; waere niuwan ein buochstabe mer da, ein R, so 
hieze er nach dein Sternen (wie so? Der Herausgeber MUth- 
maßtM für R, doch steht auch rnergetac ab von mars, martis; 
oder meint Berthold ergentac, erhentac, althochd. erchan. ? 
Die Bedeutung des Tags ist ihm: Starke des Geistes). 4) mit- 
tewoche oder mittich. 5) dunrestac oder phinztac (mit die 
sem Namen ist er zumal unzufrieden: wie glich daz ist jovis 
dies oder jupiter ! welches bedeuten soll: ein helklich yater. 
Ich wrcne diu tu gen t, nämlich Milde und Nächstenliebe, hie 
ze lande tiuwer ist und fremede). 6) sritac; venretac 
sol er ze rehte erziugen (erklärt werden?), warum aber: in 
deutscher zungen heizet er ein werde dar nach? Ist das 
Wort ein zu streichen? 7) samztac. Ueber die deutschen Tag 
namen , denen Hier eigentlich sehr Unrecht geschieht, werde ich 
mtd) anderswo umständlicher austasten. Noch merkwürdiger ist 
folgende Stelle (S. 32o): daz wort daz da sprichet stipen- 
dia, daz ist rehte als yil gesprochen, alse da ein riter wol 
gestriten hat, dem git mail daz Ion. Wan wir haben yil 
wort in der latine, diu wir in diutsche niemer uz hünnen 
gelegen, wan mit gar vil umberede. Wir sin in iatinischer 
spräche gar riebe,- und haben yil rede mit kurzen Worten 
begriffen, da man in diutscher spräche eil mnoz gereden. 
(Jede genaue Übersetzung zwingt zu umschreiben; aber auch 
abgesehen davon, hat unsere Sprache von jeher eine ihr eigen 
thümliche Weitläuftigkeit, die theils mit unserem Charakter über 
haupt zusammenhängt, theils jogar mit einigen Vortheilen 
der Sprache). S. 3,5 eine Beurtheilung der deutschen Haupt- 
dialekte, dre damals schwerlich in Sachsen, Westp Halen 
und Brabant gefallen hätte, und die alteingewurzelte Partey 
lichkeit der Stämme zeigt. Der Himmel ist das obere Land, 
die Hölle das niedere (oberlant für Himmel brauchen die 
Dichter gleichfalls, z. B. Frauenlob Ms. 2, 2,4^ der smit von 
oberlande, d. h. Gott; der Teufel bedeutet schon dem Notker 
deorsum fluens, niderfal, niderris), eine unläugbar den 
Niederdeutschen ungünstige Wahrnehmung. Verschieden, sagt 
Berthe ld, sind Ober- und Niederländer an Sprache und
	        
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