© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L124
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Ehgemahl, und leistet nach Kräften, was ihm noch oblag
zu thun. Unter den zwölf Almosen für die Verstorbenen,
durch welche das Fegefeuer gemindert wird, sind die
Messen das beste. Aber Seelenmessen für Lebende au
fteilen, ist ein Frevel. Die aber im Fegfeuer find, rufen
euch jämmerlich darum an; sie sehen auch so jämmerlich
aus, daß ihr nimmer froh werden könntet, wenn ihr sie
sähet. Erlöst ihr sie aber daraus und ihr kommt nach
her selbst hinein, so bitten sie Gott für euch. Unrechtes
Gut gebt gänzlich zurück. Wollt ihr euch nicht rein hal
ten, so kehrt lieber zur Ehe zurück. Ihr sollt immer
traurig sein, mäßig, und demüthig am Gewände. Junge
Wittwen lasse man nicht Keuschheit geloben, wenn sie
nicht in ein Kloster gehen. — Ihr dürft euch nicht schei
den lassen, wenn nur ein Theil in ein Kloster zu den
deutschen Herren gehen will, ob auch der andere damit
einstimnit. Beide sollen in geistlichen Orden gehen, oder
in der Ehe bleiben. Die zweiten Wittwen sind die, die
ihre Juugfrauschaft außer der Ehe verloren, oder in der
Ehe nicht recht gelebt haben, hernach aber büßen rc.
Die ersten haben größeren Lohn. — Die dritten sind die
Trüllerinnen u. dgl., die gehen verloren. — So giebt
es auch dreierlei Jungfrauen. Die Ersten, die imnier rein
geblieben sind und bleiben wollen. Die habe» ein beson
deres Kränzchen und einen besondern Gesang in; Him
mel. Die Zweiten sind Kinder, die ohne Müde zum Him
mel kommen. Die dritten sind die „Eitelmachermneii",
die dadurch Seelen an sich ziehen: die werden verdammt,