© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L124
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Mensch war, um daß er „der fünden bekorünge sicher"
war, wie billig, selber 4o Tage gefastet (vergl. 8tePr.).
Die aber des Leibes Gelüst fliegen lassen ohne „Wider-
habünge", mit Haß, mit Zorn, mit Fraßheit u. s. f. die
sind Niederländer. Die sechste ist Schnelligkeit an Got
tesdienste, daß man Gott schnell, willig und von Herzen
dient, da Er uns gcdienet hat bis in den Tod, und uns
alles zu Dienste geschaffen. Dazu gehört nicht daß man
immer betet und zur Kirche ist, sondern daß jeder sein
Amt mit Treue und Wahrheit übt. So können Leute
in der Ehe eher beten, daß cs Gott genügt, als geist
liche Leute und Wittwen, seien sie in Klöstern oder nicht.
76 Paternoster beten reicht hin; wer mehr mqg, soll auch
mehr thun (vergl. 8te Pr.). Verloren geht auch, wer keine
Sünde thut, noch auch Gott nie einen Dienst thut, das
ist, wie wenn ein Knecht einem Herren keine Dienste thäte,
der ihm doch alles besorgen müßte, deß er bedarf. —
Die siebente ist Keuschheit. Darin sollen wir gleichen
der h. Maria, die vor Schaam und Blödigkeit nie einem
Manne unter die Angen sah, obwohl sie von dem h.
Geiste beschattet war, daß nie ein Mensch einen üppigen
Gedanken gegen sie gewinnen mochte. Dagegen ist früh
und weit verbreitet Unkeuschheit mit Worten, oder mit
Werken, oder mit Gewände (vergl. p. 79 — 81. p. g3 —
g5, u. 8te Pr.). — Die achte ist die „Miltekeit". Darin
soll man nachfolgen der h. Marie und Sanct Oswald und
dem König Karl u. a., und wo man es kann mit den
Werken, soll man es thun mit dem Herzen (vergl. d.