scheinen will, als müßte es Ihrem Publico
doch interessanter seyn, eine neue, dort
noch unbekannte Arbeit dieser Gattung
zu hören, als eine schon oft gehörte! Doch
ich bin gegen meine früheren Geisteskin-
der nicht stiefmütterlich gesinnt und so
ist mir auch die 3te Sinfonie recht,
um so mehr, da sich bey der hiesiegen
Probe gezeigt hat, daß die neue Sinfonie
sehr schwer ist und daher wahrscheinlich
nicht so gut gehen würde, als die 3te.
Aus der beabsichtigten Aufführung die-
ses neuen Werkes am Pfingsttage ist
nichts geworden, da uns der Kurfürst in
seiner üblen Laune über die Berliner Reise
die Erlaubniß zum Pfingstconcerte verweigert
und statt dessen eine Theatervorstellung ge-
ben ließ zum großen Ärger unserer Bet-
brüder und sonstigen Frommen.
Heute früh lernte ich Ihren Herrn Thea-
terdirector kennen, der von Herrn Meier
zu mir geführt wurde. Er erzählte mir
von den dortigen Vorbereitungen zu Zemi-
re und Azor und meinte, ich würde mit
der Besetzung zufrieden seyn können.
Doch genug der schriftlichen Mittheilungen
da wir nun bald mündlich zu Gebot stehen
werden. Leben Sie wohl bis dahin.
Von Herzen der Ihrige
Louis Spohr