ERSTER TEIL: ZWEITES BUCH
»nachahmen«, daß sie auf sie »hinblicken«, sich nach ihr
»sehnen«, sich zu ihr hin, die nicht Ursache, sondern »Zweck«
ist, »entwickeln«. Die Idee ruht. Die Erscheinung bewegt sich
ihr zu. Es scheint genau das metalogische Verhältnis.
Die von den großen Alten ungelösten Schwierigkeiten
dieser Auffassung liegen auf der Hand. Sie sind zum Teil in
der Polemik des Aristoteles gegen seinen Meister ausge
sprochen, aber von ihm selber auch nicht bewältigt. Die
aristotelische Polemik macht nämlich gegen Platons Ideen
lehre den Unendlichkeitsgedanken mobil; über Begriff und
Ding muß wiederum ein Begriff der Beziehbarkeit des Dings
auf den Begriff anzusetzen sein und so immer fort. Aber
gegen diesen Unendlichkeitsbegriff ist die metalogische An
sicht von der Ganzheit der gestalteten Welt überhaupt wehr
los, und der aristotelische Kosmos ist genau so endlich wie
der platonische. Hier wird eben die Grenze des isolierten
metalogischen Gedankens sichtbar. Aristoteles weicht dem
Problem aus durch den Salto mortale ins Metaphysische.
Denn sein göttliches »Denken des Denkens« ist eben Denken
nur des Denkens; daß es auch Denken des Undenkbaren wäre,
wird ausdrücklich und grundsätzlich abgelehnt; das göttliche
Denken kann nur das »Besteh denken, also nur sich selber.
Dieser Akosmismus seiner Metaphysik aber macht sie unfähig
gerade zu dem, was sie leisten soll. Sie soll — als Lehre von
der Zweckursache — das »Prinzip« der Welt darstellen. Aber
infolge ihres rein metaphysischen Wesens ist sie Prinzip nur
ihrer selbst. Und sieht man von dieser ihrer Bestimmung als
Selbstbewußtsein ab und sucht sie nur als das, was sie leisten
soll, zu betrachten, ohne zu fragen, ob sie es wirklich leistet,
so wird sie als Zweckursache ein rein innerweltliches Prinzip,
und gegen ihr Verhältnis zum Verursachten richten sich dann
alle die Zweifel, die Aristoteles gegen das Verhältnis von Idee
und Ding aufgetürmt hatte. Bei theologischer Betrachtung
verfiel seine Metaphysik dem Vorwurf des Akosmismus, bei
kosmologischer dem des Atheismus — ein Vorwurf in beiden
Fällen, da eben der Anspruch erhoben wird, die Welt zu