DER STERN ODER DIE EWIGE WAHRHEIT 487
Und damit bekennt sie eben dies: daß sie nicht Qott ist. Nicht
sie ist Qott. Aber Qott ist die Wahrheit. Und die Wahrheit
muß sich für ihre Wahrheit darauf berufen, — nicht daß sie die
Wahrheit, geschweige denn daß sie Qott sei, sondern daß Gott
die Wahrheit ist. Die Wahrheit ist von Qott. Qott ist ihr
Ursprung. Wenn sie selber das Leuchten ist, so ist er das
Licht, von dem ihr Leuchten urspringt. Womit wir das Wesen
Gottes bezeichnen mußten, das Letzte was wir von ihm als
dem Herrn des Letzten, des überweltlich zum All vollendeten
einen Lebens, erkennen: daß er die Wahrheit ist, — dieser
letzte Wesensbegriff zerrinnt uns unter den Fingern. Denn
wenn Gott die Wahrheit ist, — was ist damit über sein
»Wesen« gesagt? Nichts weiter als dies, daß er der Urgrund
der Wahrheit ist und daß alle Wahrheit nur dadurch Wahrheit
ist, daß sie von ihm kommt. So wird Wahrheit alles andre als
ein Allgemeinbegriff, an dem sich etwa Gottes Wesen erläutern
ließe wie das Wesen irgend eines Dings an den Allgemein
begriffen, unter die es sich ordnen läßt, erdäutert wird. Um
gekehrt ist er selber das lautre Licht, von dem die Wahrheit
erläutert wird. Was als wahr erhellt und einleuchtet, emp
fängt seine Helligkeit und sein Leuchten von ihm. Der Satz
»Gott ist die Wahrheit« steht ganz einsam unter allen Sätzen,
die sein Wesen erläutern wollen. Diese göttliche Wesenheit
ist gar nichts weiter als das göttliche Sich=Offenbaren. Auch
das »Letzte«, was wir von Qott wissen, ist nichts andres als
das Innerste, was wir von ihm wissen: daß er sich uns offen
bart. Qott ist die Wahrheit — dieser Satz, mit dem wir ein
Äußerstes des Wissens zu erschwingen meinten — sehen wir
näher zu, was denn Wahrheit sei, so finden wir, daß jener
Satz nur das innigst Vertraute unserer Erfahrung uns mit
andrem Wort wiederbringt; aus dem scheinbaren Wissen um
das Wesen wird die nahe unmittelbare Erfahrung seines Tuns;
daß er Wahrheit ist, sagt uns zuletzt doch nichts anderes, als
daß er — liebt.
Und wenn wir so das letzte Wissen um Gottes Wesenheit,
wie wir es im Licht der Überwelt ergreifen, wiedererkennen