Full text: Der Stern der Erlösung

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DRITTER TEIL: DRITTES BUCH 
in eins verschmelzen, verwehrt sich nicht dem bezeichnenden 
Wort. Qott lebt weder noch ist er tot. aber er belebt das Tote, 
er — liebt. Er ist der Qott der Lebendigen wie der Toten, 
grade weil er selber weder lebendig noch tot ist; sein Dasein 
erfahren wir unmittelbar nur darin, daß er uns liebt und unser 
totes Selbst zur geliebten und wiederliebenden Seele weckt. 
Die Offenbarung der göttlichen Liebe ist das Herz des All. 
D aß Gott'liebt, erfahren wir. nicht daß Gott die Liebe ist. 
In der Liebe kommt er uns zu nah, als daß wir noch 
sagen könnten: dies oder das ist er. Nur daß er Gott ist, er 
fahren wir in seiner Liebe, aber nicht, was er ist. Das Was, 
das Wesen bleibt verborgen. Es verbirgt sich grade indem es 
sich offenbart. Das Wesen eines Gottes, der sich nicht 
offenbart, könnte sich uns auf die Länge nicht verschließen; 
denn was verbirgt sich der umherfahrenden Erfahrung, dem 
zugreifenden Begriff, der vernehmenden Vernunft des Men 
schen. Aber grade weil er sich in der Offenbarung über uns 
ergießt und aus einem Stehenden an uns ein Tätiges wird, 
schlägt er unsre allem Stehenden unwiderstehliche, unsre freie 
Vernunft in die Fesseln der Liebe, und durch solches Band 
gebunden, durch solchen Namensanruf berufen, bewegen wir 
uns im Kreise, darin wir uns fanden, und auf der Bahn, auf die 
wir gestellt sind, und greifen nur noch mit kraftlosen Griffen 
leerer Begriffe darüber hinaus. 
Wenn also das Offenbare Gottes in uns aufgeht, so bleibt 
sein Verborgenes nur um so mehr bei ihm. Wohl erkennen wir 
ihh nun auch am Toten und Lebendigen als den Täter, der das 
Tote schafft und umschafft, bis es zu ihm kommt, sich beleben 
zu lassen, und der das Lebendige, das von ihm den Ruf des 
Lebens vernommen, wieder von sich löst und erlöst. Aber 
Schöpfer und Erlöser erkennen wir so doch nur nach ihrem 
Zusammenhang in der Offenbarung. Nur von dem Gott der 
Liebe her erblicken wir den Schöpfer und Erlöser. Nur soweit 
als der Schimmer jenes Augenblicks der göttlichen Liebe 
leuchtet, nur soweit erblicken wir, was zuvor und was her
	        
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