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SCHWELLE
Punkten, sondern sie waren durch einen in der Entstehungs
geschichte der Punkte begründeten, aber in sich selbst grund
losen Akt der Umkehrung aus ihnen entsprungen — also wirk
liche, nicht mathematische Linien. Wodurch aber wäre diese
Wirklichkeit, diese Tatsächlichkeit der Verbindungslinien nun
wohl zu kennzeichnen?
Wohl, weil sie eben doch »Linien« sein müßten, nur da
durch, daß man den Begriff der mathematischen Linie, wo
nach sie eben kürzeste Verbindung zweier Punkte ist, aus
drücklich und anschaulich stört. Das müßte, wenn es mit
selber gewissermaßen wieder mathematischer Anschaulichkeit
geschehen sollte, so geschehen, daß die Linie selber, obwohl
sie als jnathematische schon durch die zwei Punkte zureichend
bestimmt ist, noch durch einen eigenen Punkt bezeichnet
würde, und zwar müßten diese drei neuen Punkte, die also,
wenn jene drei ersten den Elementen Gott Welt Mensch ent
sprechen, für die Bahnstrecken Schöpfung Offenbarung Er
lösung eintreten, so liegen, daß ein von ihnen gebildetes
Dreieck nicht innerhalb des ersten Dreiecks zu liegen käme;
denn dann würden sie dadurch eine Beziehungslosigkeit und
Fürsichselberexistenz zu bekommen scheinen, die sie grade
nicht haben; vielmehr muß die Verbindung von einem Punkt
zu den beiden anderen wieder selbst die Linie des ursprüng
lichen Dreiecks durchlaufen, so daß also die beiden Dreiecke
einander überschneiden. So aber entsteht nun wirklich eine
zwar geometrisch aufgebaute, selber aber der Geometrie
fremde Figur, »nämlich überhaupt keine »Figur«, sondern —
eine Gestalt. Denn dadurch unterscheidet sich Gestalt von
Figur, daß die Gestalt zwar aus mathematischen Figuren zu
sammensetzbar sein mag, daß aber in Wahrheit ihre Zu
sammensetzung nicht geschehen ist nach einer mathematischen
Regel, sondern nach einem übermathematischen Grund; die
sen Grund gab hier der Gedanke, die Verbindungen der Ele
mentarpunkte als Symbole eines wirklichen Geschehens statt
bloßer Verwirklichungen einer mathematischen Idee zu kenn
zeichnen.