ERLÖSUNG
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verständlich; denn man war in dieser Welt heimisch, und nur
in ihr, und fühlte sich also durchaus heimelig. Aber nachdem
man nun in die Welt der Offenbarung eingetreten war, wurde
dies gleiche zuvor heimelige Bild der alten Welt, dieser pla-
tonisch=aristotelische Kosmos, plötzlich eine unheimelige, un
heimliche Welt. Der plastische Kosmos erschien nun denen,
die nicht mehr in ihm lebten, als eine zauberische, eine ver
zauberte Welt; gleich wie auch der mythische Gott erst von
dem Offenbarungsbegriff der Schöpfung her gesehen ein ver
borgener Gott, der tragische Mensch erst von der Offen
barung her gesehen der verschlossene Mensch geworden war.
In dieser verzauberten Welt nun — vorher, solange sie noch
selbstverständlicher Kosmos war, nicht — ist erst die Magie
wirklich Zauber geworden.
Magie und Astrologie waren der Antike Künste, die ihr so
wenig unheimlich waren wie der heutigen Welt die Künste
der Technik. Sie wurden es erst, als jenem antiken Welt
begriff ein andrer entgegenzutreten begann und man in die
sem neuen Begriff lebte und doch gleichzeitig noch die Ele
mente einer untergegangenen Welt — denn das war sie
nun — am Leben zu erhalten suchte. Erst der Begriff der Welt
als Kreatur hat jene Künste in das fahle Licht der Sünde ge
rückt. Denn Gottes Vorsehung allerdings duldete keine
magisch gewaltsamen Eingriffe, keine künstlich mittelbare
Erforschung. Indem nun die neue Weltwissenschaft sich seit
dem siebzehnten Jahrhundert von dem antiken Weltbild abzu
wenden begann, verschwand zwar die verzauberte Welt
mehr und mehr aus dem Gesichtskreis; aber da man nun die
Welt einseitig als Dasein und nur als Dasein, als moment-
haftes, durch den ganzen Raum hindurch in der korrelativie-
renden Formel zusammengefaßtes Dasein faßte — denn Kor
relation ist die eigentlich weltanschauungsbegründende Kate
gorie der neuen Wissenschaft; Substanz und Kausalität sind
nur Hilfskategorien zur Verarbeitung des Stoffes —, rückte
man nun den bloßen Gedanken der Kreatur an Stelle des run
den gestaltenreichen Kosmos. Und dieser Gedanke des Daseins