ZWEITER TEIL: ERSTES BUCH
nungslos zu entfernen. Aus »Nichts« war sie uns schon als
Gestalt entstanden. Sollte die gestaltete Welt selber abermals
zum Nichts werden, um das »Nichts«, aus dem die Welt ge
schaffen wäre, zu repräsentieren?
So ist es. Erinnern wir uns hier des Lichts, das wir vor
weg auf den Pfad der Schöpfung warfen, als wir aussprachen,
daß die »metalogische« Welt, als Bild von der Antike ent
worfen, in Wirklichkeit erst nach Ausgang der Antike, also zu
Beginn der Weltzeit des Glaubens entstehe; insofern als diese
Weltzeit zwar angehöben, aber nicht zu Ende gegangen ist,
formulierten wir die Welt im Gegensatz zu dem vor allem
Anfang gewordenen Gott und dem in der vergangenen Zeit
gewordenen Selbst als das Werdende. So ordneten wir sie
in ihrem »Werden aus Nichts« dem Weitende zu, wie wir Gott
darin dem dämmernden Weltmorgen, das Selbst dem hellen
Weltmittag zuordneten. Der Weltmorgen der Schöpfung muß
also für die Welt nicht ihr Geschaffenwerden bedeuten. Daß
Gott die Welt schuf, ist — wie jeder Satz aus Subjekt, Prä
dikat, Objekt — uneingeschränkte Wahrheit nur für das Sub
jekt; über das Objekt allein, ohne Zuziehung des Subjekts, läßt
sich aus jenem Satz durch bloße Analyse keine wahre Aussage
gewinnen; etwa aus dem Satz, daß der Storch den Frosch fraß,
läßt sich zwar rein analytisch das andre uneingeschränkt
Wahre ableiten, daß der Frosch vom Storch gefressen wurde;
die Beziehung zwischen Storch und Frosch wie die zwischen
Frosch und Storch ist eindeutig festgelegt, nicht aber die
Schicksale des Frosches, abgesehen von seiner Beziehung auf
den Storch; da ist noch allerlei weiteres hinsichtlich des
Gefressenwerdens möglich; nur die Beteiligung des Storchs
daran ist außer Frage gestellt. So ist der Satz »Gott schuf die
Welt« uneingeschränkte Wahrheit nur für die Beziehung
zwischen Gott und Welt; nur für sie gilt die Vergangenheits
form, das Einfürallemal, des Satzes; dagegen von der Welt
allein braucht das Geschaffenwerden noch nicht mit der ein
fürallemal getanen Schöpfertat Gottes zu Ende zu sein; das,
was für Gott Vergangenheit und unvordenkliche, wirklich