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VORWORT
Die von Jahr zu Jahr steigenden Einfuhrzahlen für Gemüse und andere
gärtnerische Erzeugnisse veranlaßten bereits vor 20 Jahren schon namhafte
deutsche Fachleute und Wirtschaftspolitiker, die Kulturtechnik in den Ur
sprungsländern kennenzulernen und zu erwägen, inwieweit es möglich ist,
durch Erzeugung im Lande, der deutschen Wirtschaft Kapital zu erhalten.
Die diesbezüglichen Feststellungen haben ergeben, daß es viele Gegenden
in Deutschland gibt, in denen ein großer Teil der eingeführten Waren zum
gleichen Marktpreise erzeugt werden kann, wenn bestimmte Voraussetzun
gen gegeben sind.
Zu diesen Voraussetzungen gehört mit das Vorhandensein von Kulturhilfs
mitteln, welche in bezug auf Licht-, Luft- und Wärme-Verhältnisse sowie
Preiswürdigkeit den Wünschen der Gärtner entsprechen. Die Form und
Bauart der Treibräume und Frühbeete muß den klimatischen und betriebs
wirtschaftlichen Verhältnissen der betreffenden Gegend angepaßt sein und
durch gärtnerische Kulturpflanzen denkbar bestens ausgenutzt werden
können. In Straelen, Gorgast und anderen Stellen Deutschlands sind seit
dem Jahre 1911 die in Holland und England üblichen und auch neue Kultur
hausformen auf ihre Brauchbarkeit für deutsche Verhältnisse geprüft wor
den. Unter Auswertung der bis zum Jahre 1926 gesammelten Erfahrungen
hat der Reichsverband für den deutschen Gartenbau für deutsche Verhält
nisse „Einheitstypen“ vorgeschlagen und in der „Gartenbauwirtschaft“ Nr. 81
Jahrgang 1926 sowie Nr. 89 Jahrgang 1927 beschrieben. Die Bauzeichnungen
für die „Typenhäuser“ sind von der „Staatlichen Prüfungsstelle für statische
Berechnungen in Preußen“ geprüft worden mit dem Ergebnis, daß die Er
richtung derartiger Häuser zu erleichterten Bedingungen von den Bau
polizeibehörden zugelassen wird.
Damit sind die Versuche, die Gewächshausformen noch weiter zu normalisie
ren, keineswegs abgeschlossen, sondern sie laufen an verschiedenen Stellen
in Deutschland weiter. Insbesondere sind es zur Zeit die sogenannten „Groß
luftraumhäuser“, welche im Vordergrund des Interesses sichen. Die Firma
Höntsch & Co. in Niedersedlitz hat bereits 1926 im Rahmen der Jubiläums-
Gartcnbau-Ausstellung in Dresden Vorschläge vor Augen geführt, die große
Beachtung gefunden haben.
Binder,
Staatl. dipl. Gartenbauinspektor,
Oberlehrer der Höheren Staatslehranstalt
für Gartenbau in Pillnitz a. d. Elbe