Full text: Lateinische Gedichte des X. und XI. J[ahr]h[underts]

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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 72 
RUODLIEB. 
veile I, 114. II, 15. 143. III, 495. 542. voluntas. Waltharius s. 69. 
venio VI, 103, venias i. e. genuflexiones facere, mhd. venie fallen. 
vio IX, 38. XII, 3 gehe. 
vicedomnus II, 68. 165. 185. 
vile I, 65 adv. 
vivere VI, 10. IX, 8 vita. 
ulligenus XIII, 84. 
Man sieht dafs der dichter für seine Wörter in 
keiner Verlegenheit war. wo der lateinische ausdruck 
etwa nicht ins inafs pafste, wurde ohne bedenken nach 
einem griechischen gegriffen, beispiele: aenesis, amphi- 
prehensus, cosmus, decapenta , doma, entheca, para- 
nymphus, podisimis , polis , pyramis, synmysta, sopliia, 
symplioniare, synaxis u. dergl. Das latein , diese lin- 
gua franca des mittelalters, wurde so ziemlich wie eine 
lebende noch bildsame spräche behandelt. So machte 
man sich, falls sie nicht dennoch schon von früherer 
zeit herkömmlich waren , ohne anstand bequeme verba 
wie aurorare , clientare, deizare , exemplari, induciare, 
nihilare , patriare , pedare , propiare , veniare ; ver- 
balia auf - amen, - imen : deinandamen, famulamen, le- 
gamen , oramen , servimen , tribulamen , variamen *) u. 
dergl. m. Erst späterhin kam der für neueres wissen 
einmal viel zu enge gewordene ciceronianische schul- 
mantel wieder zu ehren und ausschliefsendem ansehen. 
Durch jene lingua franca wurden viele aus den einzel 
nen vulgarsprachen besonders den deutschen entlehnte 
ausdrücke mehr oder minder zum europäischen gemein- 
gut : boga , butina , cappa , catta , crusenna , faida , fo- 
drum, medo, mordrita u. dergl. 
*) vgl. oben s. 71 und nnrramen Isengr. 523; decoramen Au 
somi Mosella 320 u. s. w.
	        
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