© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 21
III. diminution. fchlufibemerkungen. 701
oder fleht es näher dem epentlietifchen T der flav.
jungthiernamen?
c. während in andern Pprachen mehrfache diminutiv-
formen gewöhnlich nur für verfchiedne werter zu gebot
liehen, können hier in der regel beide auf diefelben
angewandt werden, oft ohne allen unterfchied der be-
deutung, zuweilen aber mit leife abweichendein ausdruck.
Von ponas (herr) entfpringt ponelis, ein kleiner, ge
ringer, und ponaitis, ein junger herr. Das verklei
nernde L gibt nicht feiten einen geringfcliätzenden finn,
T hat den begrif von Jugend und abftaintnung, z. b.
mergele ilt ein geringes, mergälte ein junges mäd-
chen. Auch patronymica bekommen T, und diefer
zufammenhang zwifchen abftamrnungs - und Verkleine
rungsform beitätigt was f. 682 über den diininutivgehalt
des deutfehen -ing, -ling gefagt wurde.
d. die fprache liebt, gleich der flav., diminutive
form, bePonders in den Volksliedern, und es gelten für
einige vertrautere begriffe noch viele feinere färbungen,
worin die verkleinerungsbuchftaben gehäuft werden.
Z. b. von brolis entfpringt, außer brolelis und broläitis,
brolullis, brolullelis, brolulditis, brolaiteils , broluk-
bas, broleluklcas, brolukkells, brolukkditis, brolytis, bro-
ly teils, broluzzis, broluzzells, broluzzditis. In broluk-
kas erfcheint die K-, in broluzzis die flav. TSCH-form.
9. Auch das diminutiv der roinanifchen mundarten
und fein Verhältnis zur lat. fprache verdient erwägung.
Die lat. bildungen finden lieh hier zum theil beibehalten,
zum theil vermehrt und befonders hat die italienifche
fprache einen ausnehmenden reicht hum von Verkleine
rungsformen *) entfaltet, worin ihr die fpan. oft gleich
kommt, die franz. weit nachftelit.
a. dem lat. -ulus entfpricht ital. -wo/o, fpan. -wo/o,
franz. -ewZ: figlio, figliuolo ; hijo, hijuelo, fi\s, filleul
(obgleich diefes jetzt nur pathe bedeutet); ital. fogiia,
fogliuola, fpan. hoja, hojuelci ~ franz. Jeuille **),
wozu das verkleinerte wort mangelt, daher auch feuille
man unterfcheidet eine vezzeggiative (kofende) und avvi-
litipe, dispregiatipe, peggioratipe bedeutuug.
das weibl. genus diefer rom. Wörter, im gegenfatz zum
lat. folium, foliolum darf nicht verwundern, da die neutr.fonn
überhaupt erlofchen ift.