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und wußte eS nicht, endlich fiel ihr das Halsband ein, das sie
den Thieren gegeben hatte und sah an dem Löwen ihres Gemahls
das goldene Schlößchen; da sprach sie vergnügt: „dieser ist mein
rechter Mann." Da lachte der junge König und sagte: „ja, das
ist der rechte!" und sie setzten sich zusammen zu Tisch, aßen und
{ tranken und waren fröhlich. Abends, als der junge König zu
Bett ging, sprach seine Frau: „warum hast du die vorigen Nachte
immer ein zweischneidiges Schwert in unser Bett gelegt, ich habe
geglaubt, du wolltest mich todtschlagen." Da erkannte er, wie
treu sein Bruder gewesen war.
Es war ein Dorf, darin saßen lauter reiche Bauern und nur
ein armer, den nannten sie das Bürle (Bäuerlein). Er harte
nicht einmal eine Kuh und noch weniger Geld eine zu kaufen;
| und er und seine Frau hätten so gern eine gehabt. Einmal
sprach er zu ihr: „hör, ich hab einen guten Gedanken, da ist un
ser Gevatter Schreiner, der soll uns ein Kalb aus Holz machen
und braun anstreichen, daß es wie ein anderes aussieht, mit der
Zeit wirds wohl groß und gibt eine Kuh." Der Frau gefiel das
auch, und der Gevatter Schreiner zimmerte und hobelte das Kalb
zurechr, strich es an, wie sichs gehörte, und machte es so, daß es
den Kopf unterhängte, als fräße es.
Kindermärchen I. V