Full text: Geschichte der St. Blasii-Kirche zu Münden

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in Cassel zu verkaufen, weshalb er daselbst im Ansehen stand, und man ihn auch da 
schlichtweg den Silberjudcn nannte. 
Der Rabiner und Vorsänger Sch mul aus Abterode hatte die in Eschwege vom 
Kaufmann Reifert gestohlenen Tücher in der Synagoge verborgen und dafür ein 
Stück Tuch erhalten- 
Der Rabiner Moses aus Reichensachsen hatte auch die aus den Kirchen ge 
stohlenen silbernen Geräthe eingcschmolzen und mit den Dieben im vertraulichen 
Briefwechsel gestanden. Der Rabiner und Vorsänger Schmul Eli kan zu Cassel 
hatte die zu Coburg gestohlenen Silbcrwaaren heimlich gekauft und sich grobe Be 
trügereien zu Schulden kommen lassen. Der Jude Meyer aus Grund bei Eschwege 
beherbergte die Diebe und gab ihnen Anweisung zu dem großen Diehstahlc beim 
Wirth Gunckel zu Nieste, der in der Nacht des 26. Oktobers 1734 vollbracht 
wurde und sich auf 2000 «§> belief. Der Wirth wurde überwältigt, gebunden, ge 
schlagen und Meyer spielte den Aufpasser, kaufte viel des gestohlenen Gutes an sich, 
wovon aber der Silberjude Salomon Michel das Meiste erhandelte. Auch kaufte 
er die zu Nordheim 1734 gestohlenen Perlen und silbernen Löffel, so wie die in 
Eschwege gestohlenen Tuchwaaren 800 an Werth, welche er dann wieder an den 
Juden Löser Hirsch zu Buchenau verhandelte. Auch den großartigen Raub aus 
der Kirche Maria Virginis zu Mühlhausen, vollbracht in der Nacht auf den 2. Januar 
1732, kaufte er an sich und schmolz ihn ein, als: 6 silberne Kelche von 96 Loth, 
66 Loth, 45'/, Loth, 44'/, Loth, 43 Loth und 38 Loth. Eine große silberne Kanne 
123'/, Loth. Eine große Hostien-Kapsel von 71 Loth. Zwei kleine silberne Löffel 
von 2 Loth und 7 Tücher sehr künstlich und werthvoll mit Gold durchstickt. — Von 
dem großen Diebstahle zu Eisenach kaufte er 20 Pfund Gold und Silber; 100 Ellen 
Dammast und andere kostbare Manufactur - Waaren. Auch kaufte er alle die Gold- 
und Silberwaaren, welche einem Goldschmidt zu Essen geraubt waren. Auch ein 
silbernes Service, mehrere hundert Gulden an Werth, welches die Juden einem Herrn 
von Fürstenberg im Paderbörn'schen geraubt. 
So begingen nach actenmäßigem Bericht 10 Mann dieser Bande 1735 einen 
Diebstahl bei einem Wirth eine Stunde unterhalb Münden, wobei aber Ort und 
Name nicht benannt ist. 
Beim Kaufmann Heinrich Pugge hier in Münden verübten sie 1733 einen 
großen gewaltigen Diebstahl. Der schon benannte Jude Meyer aus Grund und 
der Jude Meyer Sperling kauften mehrentheils die gestohlenen Waaren. 
So auch überstiegen einstmals 6 Mann dieses Raubgesindels zur Nachtzeit 
unsere Stadtmauer und drangen in die Aegidi-Kirche ein, fanden aber daselbst keine 
silbernen Gefäße, sondern nur zinnerne von geringem Werth. 
Zwar bin ich hier zu wcitläuftig geworden und von dem Zweck meiner Schrift 
zu weit abgekommen, wenn ich nicht hätte den Leser überzeugen wollen, daß unsere 
Vorfahren gerechte Ursachen dazu hatten, die Mitglieder dieser Bande auch als die 
Diebe unserer St. Blasii-Kirche zu betrachten. Aber es fehlte der damaligen allgemeinen 
moralischen Ueberzeugung an näheren Beweisen. 
Uebertritt einer Jüdin zum Christenthum und Taufe derselben 
in der St. Blasii-Kirche. 
Unterm 27. Juni 1732 wird berichtet, daß ein Judenmädchen, Sara Schwartz 
genannt, ohnweit Bamberg gebürtig, vor etwa acht W ochen hier in des Juden Hause 
an der Hinterstraße, wo die Judenschule ist, sich in Dienst begeben, aber jetzt fest 
entschlossen sei, eine Christin zu werden. Sie wurde deshalb von dem Herrn 
8lu«lio8U8 Theologiae Balthasar Christ, nachherigem zweite» Prediger Hierselbst, in der 
christlichen Religion unterrichtet.
	        

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