Full text: Geschichte der St. Blasii-Kirche zu Münden

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1. Ein Kelch mit dem silbernen übergoldeten Oorgore., dessen Fuß aber 
von Kupfer. 
2. Ein Becken von Zinn. 
3. Zwei Chorhemde von feinem Leinen- 
4. Zwei Tasteten, ein blau, worin drei Finger breite silberne Spitzen. Ein 
rothes, worum eine silberne Tresse daumenbreit, worüber auch eine lakene 
silberne Spitze von drei Finger breit, Altarlakens groß und klein. 
5. Ein Altarlaken von feinem Nesseltuch mit feinen Spitzen drei Finger breit. 
6. Ein ditto von feinem Leinen mit doppelten Spitzen besetzt handbreit. 
7. Ein doppelt Tuch von feinem Linnen mit doppelten Spitzen besetzet 
handbreit. 
8. Ein ditto von feinem Linnen mit doppelten Spitzen drei Finger breit. 
Diese Spitzen aber sind von zweierlei Sorten. 
9. Ein klein Laken und zwei ditto von feinem Linnen mit Spitzen, worin 
Polsterschläge drei Finger breit bemerket mit M. M. V. Z, und 1709 
item Nov. 4. 
10. Ein Laken zu dem großen Altar gehörig mit halb Ellen breiten Spitzen, 
worin Lämmerchcn gewirket, welche ein Kreuz tragen. 
Item 5 Handtücher. 
Dies wären die vornehmsten Sachen, ohne die Kleinigkeiten, welche noch nicht 
specisicirt. 
Es wurde nun nöthig erachtet, dem hiesigen Amte Anzeige davon zu machen, 
und durch besondere Boten Steckbriefe an die umliegenden Städte und Dörfer im 
Hessischen, Paderbörn'schen und aus dem Eichsfelde zu senden, Erkundigungen ein 
zuziehen, ob von diesen gestohlenen Sachen etwas zum Vorschein oder zum Verkauf käme. 
Am 8. December 1731 bekam unser Magistrat von der Königlichen Justiz- 
Kanzlei zu Hannover den strengen Befehl, daß man mit aller Mühe die Diebe aus 
findig zu machen suche, weshalb man dann auch von den Verzeichnissen der gestohlenen 
Sachen sogleich 100 Exemplare in Göttingen drucken ließ und dieselbe» an alle Städte 
und Oerter auf 12 bis 18 Stunden Weges von Münden entfernt, versandte. — 
Man bekam trotz aller Mühe von den gestohlenen Gegenständen keine Spur, obgleich 
in Cassel mehrere Diebe inhaftirt wurden. 
Es existirte übrigens damals eine große Spitzbubcn-Baude im Lande, welche 
besonders Kirchendiebstähle ausübten und der früheren Nicol List'schen und Lips 
Tullien'schcn Bande im Geringsten nichts nachgab. Die meisten Kirchendiebstählc 
wurden verübt in den Kirchen zu Hünfeld, Buttlar, Fulda, Salzungen, Biswangen, 
Prag, Münster, Mühlhausen, Münden, Pfarrwiesbach, Langensalza, Haöfurt, Erfurt, 
Hildesheim u. s. w. 
Auch fanden viele Einbrüche und Diebstähle in Klöstern und Schlössern statt, 
so wie in den Städten Eschwcge, Eisenach, Coburg, Essen, Moringen, Nordheim 
u. s. w., so auch wurden die Locale der Zollcinnehmer bestohlen, wie auch die Kauf 
leute, Gutsbesitzer u. s. w. 
Die Heften - Cassel'sche als auch die Sachs - Coburg'sche Regierung zogen viele 
Mitglieder dieser Diebsbande ein, worunter besonders auffallend viele Juden waren. 
Die Meisten saßen in Coburg, Fulda, Mühlhausen, Hannover u. s. w. 
In Coburg kam am 12. December 1735 eine actenmäßige Dcsignation heraus, 
worin über 81 Mitglieder dieser Dtebsbande benannt und signalistrt, so auch über 
72 große bedeutende Diebstähle angeführt sind. Die meisten dieser jüdischen Spitz 
buben waren aus Reichensachsen und Umgegend, wovon der größte Salomon Michel 
der Fürstlich Hessen-Cassel'sche Silberliefcrant ans Abterode war. Er lebte mit der 
sämmtlichen Diebsbande in der vertraulichsten Bekanntschaft, kaufte ihnen immer die 
silbernen Kirchengeräthe ab, um dieselben einzuschmelzen und dann an die Regierung
	        
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