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Berward Gesenius
war erst 1 Jahr Udens Substitut, daun von 1646 an 4 Jahre Primarius und
bis 1673 24 Jahre Superintendent. In Folge der Erstürmung und Ruinirnng
unserer Stadt durch Tillys blutdürstige Horden war Münden seiner meisten Ein
wohner beraubt und durch die fortwährenden bedrängten Kriegsauflagen wurden die
öffentlichen Cassen leer.
Deshalb mußten auch die hiesigen Kirchen- und Schuldiener Noth leiden und
konnten unmöglich zur gehörigen Zeit besoldet werden.
Hierüber hatte sich schon der vorige Superintendent Martin Ude beim Con-
sistorio bitter beklagt. Doch was konnten alle geistlichen Consistorial - Befehle zur
Auszahlung helfen? — Nichts! — Wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren.
Doch da der 30jährige Krieg so recht in die Länge das Mark des Landes
aussog, richteten unterm 12. Januar 1633 die hiesigen Prediger und Schullehrer an
unsern Magistrat eine Supplic, worin sie demselben Malachi 3, 7—8 zu Gemüthe
führten und zum Grunde legten. „Ihr seid von Eurer Väter Zeiten an immerdar
abgewichen von meinen Geboten und habt sie nicht gehalten. So bekehrt Euch nun
zu mir, so will ich mich zu Euch kehren, — spricht der Herr Zabaoth."
So sprechet Ihr: „Womit sollen wir uns bekehren? Ist es recht, daß ein
Mensch Gott täuschet, wie Ihr mich täuschet? — So sprechet Ihr: Womit täuschen
wir Dich?
Am Zehnten und Hebopfer!"
Was der Magistrat auf diese biblischen Hinweisungen der damaligen Geistlich
keit erwidert, mag wohl nicht in den feinsten liebevollsten Ausdrücken bestanden haben.
Schreiber dieses hat keine Antwort darauf finden können.
Nur so viel wissen wir, daß auch sie sich in das Unvermeidliche fügen
und gleich ihren Mitbürgern das Ungemach dieses schrecklichen Krieges geduldig er
tragen mußten.
Nach einer Schul-Visitation vom Jahre 4. September 1646 finden wir unter
Andcrm eine angenehme Notiz zu dem Stundenplan von G esenius Hand:
„Rector ist fleißig und fromm und ein guter Informator."
Ludolph Grupe
von 1664 Caplan und von 1673 Pastor Primarius und Superintendent der
Münden'schen Special-Superintendentur 19 Jahre lang. — Er starb am 13. Januar
1693 im 64. Jahre seines Alters und hinterließ eine Wittwe mit 14 Kindern. —
Er wurde in der Kirche neben dem Altare gegen Norden begraben.
Johann Friedrich Weckenesen
wurde 1673 Pastor Primarius und 1693 Superintendent. Er war ein Mann
von ausgebreiteter Gelehrsamkeit und ungeheuchelter Furcht Gottes. Er starb am
22. Januar 1700.
Theophilas Andreas Hagemann,
bisheriger Prediger in Einbeck, wurde nun Pastor Primarius und Superintendent.
Die bei der Tilly'schen Verwüstung abgebrannte und wieder aufgebaute Aegidi-Kirche
wurde im September 1733 von ihm eingeweiht.
Er erlebte die große Freude, daß im Jahre 1723 sein eigener Sohn zum
Caplan bestellt und mithin sein College wurde. Ja, als sich bei ihm die Schwächen
des Alters einstellten und er bis ins 38. Jähr unser Superintendent und Pastor
Primarius gewesen, gestattete es unser Magistrat, von dem Gefühle der Dankbarkeit
geleitet, daß er seinem Sohn das Primariat abtrat. Man wählte diesen Sohn, das
Konsistorium bestätigte die Wahl und ließ den Sohn dem Vater, als seinem Superin
tendenten , bei der Jntroduction obedienz und reverenz in die Hand geloben. —
Diese Einführung vor unfern'. Altar soll ein schöner rührender Austritt gewesen sein,
Er starb am 9. April 1742.