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den Helm: „Gegossen zu Apolda durch Gebrüder Ullrich am 20. Juli 1871."
0?. 523.
Die Dritte unserer Glocken ist die sogenannte Catharinen - Glocke, deshalb so
genannt, weil sie vom Catharinen - Tage an bis Weihnachten Abends 9 Uhr geläutet
wird, woran sich eine Sage knüpft.
Auch diese Glocke ist aus einer alten gegossen, welche geborsten war. Diese
wurde zu 17 Centner geschätzt und den Umguß übertrug man dem wegen seiner
Meisterschaft allgemein berühmten Glockengießer Thomas Rideweg in Hannover.
Die Inschrift lautet: „Thomas Rideweg goß mich in Hannover 1731. Ich rufe
die Lebendigen zur Buße und die Todten zur Ruhe."
Vom Helm bis zum Kranz ist sie rein, schon und fehlerfrei gegossen, hat einen
sehr schönen Klang, und Jeder, der sie bislang in Augenschein nahm, hat dem Ver
fertiger die volle Meisterschaft zuerkannt. Auch eine der beiden Schlagglocken am
Thurm soll von Thomas Riedeweg gegossen sein.
Ueber den drei großen Glocken hängen noch zwei kleine, welche oft mit zum
Läuten gebraucht werden, an denen man aber keine Inschriften erkennt. Eine der
selben scheint ihrer länglichen Form nach sehr alt zu sein.
Die andere ist von neuerer Form. In dem Verzeichniß der Thurmglocken des
Glockengießers Paul Voß zu Lüneburg steht: »Anno 1648 eine Glocke gegossen zu
Münden von 8'/z Schiffs-Pfund." Sollte das diese wohl sein?
Im Jahr 1858 wurde vom Magistrat- und Bürgervorsteher-Collegium be
schlossen, daß, wenn eine auswärtige Feuersbrunst gesehen werde, der Thurmwächter
eine der beiden kleinen Glocken läute; sähe er aber Feuer in der Stadt, müsse er
die große Feuerglocke ertönen lassen.
Bei der blutigen Erstürmung und Verheerung unserer Stadt durch Tilly im
Jahr 1626 nahm Fürstenberg als General der Artillerie unsere sämmtlichen
Glocken in Beschlag, und betrachtete sie als feindlich erobertes Gut. Der Magistrat
mußte 1000 für ihre Einlösung bezahlen.
Den Knopf der Thurmspitze hatte man seit 1684 mehrere Male abnehmen
müssen, weil der darunter befindliche hölzerne Schaft, der den Knopf hält, angefault war.
Dieserhalb mußte man denselben immer 1 Fuß abkürzen, wodurch also seitdem
die Höhe des Thurmes einige Fuß verloren hat. So geschah dies auch im Jahr 1823.
Der abgenommene Knopf wurde neu vergoldet und an die Thurmfahne, welche
die Jahreszahl l.583 trägt, wurde noch ein Theil angeschmiedet mit der Jahres
zahl 1823.
Der Umgang oben um den Thurni, was den steinernen Fußboden und die
hölzerne Gallcrie betrifft, war alles sehr schadhaft geworden, weshalb der Fußboden
des Umganges, so wie ringsum die hölzerne Gallerte, im Jahr 1862 gänzlich
erneuert wurde.
Im Frühling 1866 ließ Herr Heinrich Lamsbach auf seine Kosten den Thurm
und die Kirche mit Blitzableitern versehen. Auch wurde in diesem Sommer der
Thurmknopf nebst den Knöpfen des Kreuzes über dem Chordach neu vergoldet, wofür
38 an freiwilligen Beiträgen zusammen gekommen waren. Der Maler Keller-
mann bekam für die Vergoldung 30 «f>, der Uebcrschuß kam zur Armenkasse.
Da die an der östlichen Seite befindliche äußere steinerne Treppe, die zu der
Prieche führte, als überflüssig schon vor einigen Jahren abgerissen wurde, so stellte
Schreiber dieses in der Sitzung des Kirchenvorstandes den Antrag, die an der west
lichen Seite der Kirche befindliche äußere steinerne Treppe ebenfalls abzureißen, und
dafür innerhalb der Kirche an der nördlichen Wand eine hölzerne zu bauen. Der
Antrag fand Beifall und im Februar 1867 wurden diese Arbeiten ausgeführt.
Von den Geistlichen an der St. Blasn-Kirche, wenn wir eine Zeit lang vor
der Reformation zurück gehen wollen, so haben wir mehrere derselben auch schon