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Wcr dic Gemälde verfertigt und die Vergoldung hergestellt, ist nicht aufzufinden.
Es kann demnach mit diesem Allen der Altar über 1000 «F gekommen fein.
Die ganze Bildnerei stellt die Haupt-Glaubenslehren des Christenthums dar,
wie sie sich auf die Feier des heiligen Abendmahls beziehen.
Ueber dem Altar ist sogleich, als Zeichen seiner Bestimmung, das erste Gemälde
angebracht, das von der Einsetzung des heiligen Abendmahls.
Der zweite Theil, daS Mittlere des Ganzen, zeigt das große Gemälde unsers
am Kreuze gestorbenen Heilandes, dessen Tod der Christ im Abendmahle feiert.
Auf einem künstlich gearbeiteten, reich mit Schnitzwerk und Vergoldung hervor
gehobenen Schilde, liest man den mit goldenen Buchstaben geschriebenen Spruch:
„Ich halte mich nicht dafür, daß ich etwas wüßte unter Euch, als allein Jesum
Christum den Gekreuzigten,"
Ueber dem Haupte der Andern: „Lasset uns ihn lieben, denn er hat uns
zuerst geliebt."
In der obersten Etage sehen wir als Mittelpunkt das Grab Christi, in dem
Momente dargestellt, als es sich mit Himmelsglanz öffnet und die Hüter erschracken
als wären sie todt.
Dieses Gemälde soll auch als Kunstwerk von Bedeutung sein. — Ueber dem
selben steht die Statue des auferstandenen Heilandes, in der Linken die Siegesfahne,
und die Rechte aufgehoben zum Segen der andächtigen Versammlung.
So steht denn dieser Altar in seiner Größe von 40 Fuß Höhe und 28 Fuß
Breite vor uns in sinnvoller Bedeutung, den Großväter und deren Väter von noch
jetzt hier vorhandenen Familien errichteten, weil sein Stein der Grundstein oder der
erste Anfang unserer Kirche vor mehr als 600 Jahren war.
Die Priechen und Gestühle sind erst im Anfange des vorigen Jahrhunderts
hergerichtet, denn als die Kirche vollendet, durfte dieselbe, da sie noch eine katholische
war, keine Priechen und Gestühle haben, weil damals der wichtigste Theil der GotteS-
verehrung im Altardienste bestand, zu welchen freie und lange Hallen für die Pro
zessionen und mehrere freie Seitcnplätze für Nebenaltäre und Beichtstühle noth
wendig waren.
Durch diese Priechen und Gestühle wurde die ursprüngliche Gestalt der innern
Kirche verändert, zumal da man noch dazu unter die Priechen griechische Säulen
stellte, die in einer gothischen Kirche eine arge Verunzierung sind.
Gegenwärtig hat man in dieser Hinsicht einen bessern Geschmack, und man
würde jetzt solche Priechen und ein solches Gestühle nicht herrichten.
Es hatten nämlich mehrere Kaufleute und Bürger ein Gesuch an das Con-
sistorium gemacht und um Vermehrung der Kirchstühle nachgesucht, weil dic Zahl
der Bürger und Einwohner sich vermehrt habe. Darauf erfolgte ein Consistorial-
Schreiben an den Magistrat und den Superintendenten Hagemann, daß auf Ver
mehrung und Anweisung der Stühle bedacht genommen werden solle. Als unser
Magistrat die Sache nicht zu fördern schien: so erfolgte ein ernster Befehl des Con-
sistoriums, den Bau anzufangen.
Ueber diesen Priechenbau sind viel lange und weitläufige Verhandlungen mit
dem Consistorium, dem Abt Gerhard von Loccum rc. re. gepflogen, daß wir dieselben
nebst der Abrechnung und den Zeichnungen in einem dicken Foliobande in der Kirchcn-
Regiftratur besitzen.
Der Baumeister, den die Kirche auch hier im Gasthause bei der Wittwe Ricke
unterhalten mußte, war der Proviant-Verwalter Südfeld Vick aus Hannover; der
Zimmermcister war Jobst Heinrich Thon aus Göttingcn.
Der Rathsherr und Senator Julius Bernhard Ebb recht beaufsichtigte den
Bau und besorgte die Auszahlungen.