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entziffern; sic lautet: „A. v. 1488 obiit Katharine M i. die anne c. aia. req.
i. pace am.“
Hierunter am Pfeiler befindet sich die Inschrift der hohen Wasserfluth von
1843: „Anno 1643 ist den 5. Januarii eine grosse Wasserfluth entstanden, so
diese unterste Schrift erreichet hat.“ Sie hatte vom Kirchhofspflaster eine Höhe
von 5 Fuß 9 Zoll.
An dem daneben stehenden Pfeiler ist auch die hohe Fluth von 1552 bemerkt,
als: „1552 den 10. Januarii is dalli Water geghan unden an dissen Stein und in
der folgend Nacht ein schrecklich Wedder meth Donner.“
Von den im Laufe der Zeit übrig gebliebenen Grabsteinen außerhalb der Kirche
sieht man noch zwei sehr große künstlich ausgearbeitete an der südlichen Langwand be
festigt. Einer ist der des ehemaligen Bürgermeisters Wied er hold (Heinrich), ge
boren am 24. Januar 1620, Nathsherr 1662, Siadthauptmann 1667 und Bürger
meister 1675. Er starb am 27. September 1680. Ein ähnlicher Stein nebenbei
ist der seiner Ehefrau Elisabeth Wiederhold. Auch sieht man da den Gedenkstein
der Ehefrau des weiland Superintendenten Joh. Friedrich Weckenesen, sowie den
der vcrwittweten Amtmännin Anna Katharina Böttcher, geborene Hillgardt,
geboren am 27. December 1683 und gestorben am 7. Januar 1761 im 78. Jahre.
Diese edle Frau hat der Kirche das größte, bedeutendste Legat vermacht. Einige
Leichensteine sind unleserlich geworden, außer den der Wittwe eines Fürst!. Hessischen
Herrn Friedrich Jacob von Bentheim und einer 20jährigen Jungfrau Katharina
Rebecca Siebe ln. —
An der nördlichen Außenseite der Kirche findet man den Grabstein einer Frau
Biscamp, so wie den des Cämmcrers Barthold O eg euer. Er wurde 1633
Rathsherr, 1644 Cämmerer und starb am 9. Octobcr 1647.
Auch zieht neben der Kirchthür ein reich verzierter Gr.'bstein unsere Aufmerk
samkeit an, — es ist der einer Frau Lange geborne Gcbing, gewesener Ehefrau
des Herrn Dr. Medicinae I. H- Lange hicrselbst. —
Das Innere der Kirche macht einen erhebenden, ehrwürdigen, majestätischen Ein
druck. Sie hält 150 Fuß Länge, 80 Fuß Breite und 50 Fuß Höhe im Lichten. —
Die Pfeiler zeigen im Querschnitt ein regelmäßiges Achteck, mit Ausnahme der
beiden zuerst aufgeführten zunächst dem Chor,'die mehr oblong gestaltet sind und an
ihrer Ostseite eine halbrunde Vorlage enthalten. Auch die Arkadcnbögen dieses ersten
Jochs unterscheiden sich im Profil von den übrigen, denen sie an Stärke nachstehen. —
Die Gewölbe, im Scheitel zu 50 Fuß hoch sich erhebend, haben einfache Kreuz
rippen, bis auf drei derselben im südlichen Seitenschiff, bei welcher an jeder Rippe
ungefähr in der halben Länge an der, unterwärts durch eine Rosette bezeichneten
Stelle ein kurz abgeschnittenes Stück abzweigt, ohne daß für diese unschöne Anord
nung ein Zweck ersichtlich wäre. —
Auf den mit Flachgebilden oder in Malerei verzierten Schlußsteinen erscheinen:
St. Johannes; St- Matthäus; St. Marcus und St. Lucaö mit ihren
Attributen; — sodann St. Andreas und die heilige Jungfrau als Himmelskönigin
in der Glorie, mit der Umschrift: „Salvator Mundi.“
Eine Pietas und ein Wappen daneben; die heilige Jungfrau mit dem Kinde
nebst einem Wappenschild mit der Umschrift „Haken Wapen." — Ein von Men
gershausen bezeichnetes Wappen und endlich das städtische „M.“ mit einer Krone
darüber. —
Die einzelnen Merkwürdigkeiten aus diesem letzt erbauten Theile der Kirche wollen
wir nun dem Alter nach besichtigen.
Die Kanzel, wie oben bemerkt, vom Steinhauer-Meister Hans Horbusch im
Jahr 1493 aufgestellt, ruht auf einem achteckigen, in Windungen übergehenden und
oben an den freistehenden Seiten mit ausladendem gothischen Pfeiler.