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bezahlten, war cs vorzüglich der Nathsherr Günther Schlichting. Der Rcchnungs-
führer hat sich nicht genannt.
Als im Jahre 1504 unser Herzog Erich I. nach der Regensburger Schlacht,
wo er dem Kaiser Maximilian I. das Leben gerettet, an den dabei erhaltenen Wunden
krank lag, schrieb er einen liebevollen Brief an seine Gemahlin hier nach Münden,
wo er am «Schlüsse desselben noch bemerkt: „Liebe! daß die Kirche gemachet und ver
fertiget werde."
Demnach wünschte auch der Herzog sehr, daß der Bau zu Ende geführt
werden möchte.
Das Gewölbe unter dem Thurme wurde aber erst im Jahre 1519 geschlossen.
Im Jahre 1529 wurde der ganze Kirchhof ringsum mit einer Mauer
umgeben.
Zu dem Fortbau des in seinen beiden Obergeschossen achteckig gestalteten, übrigens
in einfacher Gothik ausgeführten Thurmes gab Herzog Erich 1. im Jahre 1535
100 Goldgulden her.
Im Jahre 1583 war man nun mit Ernst darauf bedacht, den Thurmbau zu
Ende zu bringen. Eine alte Handschrift aus jener Zeit nennt den Baumeister des
oberen hölzernen Thurmgebäudes einen beständig frommen Künstler, einen Niederländer
Namens Balzer, und giebt die Höhe von der Erde bis aus die oberste Wanderung
zu 189 Stufen an.
Im Jahre 1584 wurde er erst vollendet und gedeckt, wofür in der Cämmerei-
Rechnung 049 Thaler 41 Schilling in Ausgabe gebracht sind.
Diese Beendigung des ThurmbaueS ist aber nicht in der ursprünglich beabsichtigten
Weise vollendet, indem das Mauerwerk als Bekrönung eine hölzerne Gallerie und
eine wälsche Haube erhalten hat.
Auch hat der Thurm dem ursprünglichen Plane nach gewiß viel höher und im
rein gothischen Styl aufgeführt werden sollen.
Das Kirchengcmäuer besteht aus Bruchsteinen unter Verwendung von Quadern
zu den Sockeln, den Thür- und Fenstereinfassungen, Strebepfeilern und Gesimsen.
Das Aeußere ist im Allgemeinen einfach gehalten, nur die beiden Eingänge an
den Langseiten sind etwas ausgezeichnet.
In den Gliederungen des südlichen Portals treten, in spätgothischer Form, die
sich durchschneidenden Stäbe auf; das Kappgesims zieht sich, rechtwinklig gebrochen,
über den Scheitel hin, zu dessen beiden «seiten, wie Consolen und Baldachine schließen
lassen, einst Figuren standen. Ueber dem Portal sind zwei im Kiclbogen geschlossene
Nischen angeordnet; die eine derselben enthält ein Bildwerk, die Krönung der heiligen
Jungfrau darstellend. In dem Maßwerk des hohen Fensters oberhalb des Portals
zeigt sich das Fischblascnmuster.
Aehnlich ist die Ausstattung des nördlichen Einganges, bei welchem die Figuren
zu den Seiten — eine Heilige mit Buch, eine andere mit Spruchband — erhalten
sind, wo aber über dem Scheitel der Thür ein Brustbild, stark hervorragend und
unterhalb mit einem Wappenschild«: versehen, sich findet und statt des gothischen Lang-
fcnsters eine mit Maßwerk im Fischblasenmuster ausgefüllte Rose angeordnet ist.
Das Aeußere des zuletzt gebauten Theiles der Kirche stimmt mit dem ersten
Bau nicht völlig überein, indem die Joche einen höheren Sockel und weniger strenges
Fenstermaßwerk haben.
Wandern wir nun um den östlichen Theil der Kirche von Nord nach Süd, so
sehen wir an dem äußeren Chorstrebcpseiler ein kleines steinernes Epitaphium befestigt,
welches eine vor der heiligen Maria und dem von dieser getragenen Ehristuskinde
knieende Figur zeigt, über deren Haupte ein Wappenschild mit einer geöffneten Scheere
sichtbar ist, und wo zu jeder Seite dieser Gruppe eine Heilige steht, links Margaretha,
rechts Barbara. Die verwitterte Umschrift kann man bis aus den Zunamen der Frau