Von den Finsternissen.
(&* sind die Sonnen- und Mondfinsternisse solche Himmels-
Begebenheiten, die jedermann aufmerksam machen, und
die Möglichkeit sie vorher zu verkündigen, hat schon von
des Thales Milesius Zeiten an, welcher um das Jahr nach Er
schaffung der Welt 3403 gelobet, die Unwissenden in Verwunde
rung gesetzt, und bey denselben eine gewisse Hochachtuna aeaen
die Astronomie erwecket.
Wer nicht ganz unachtsam ist und einige Fähigkeit zum ueacy-
denken hat, empfindet in sich eine Begierde, sich wenigstens ei
nen Begrif davon zu machen, und zu erfahren wie es zugehe, daß
Sonne und Mond zuweilen ganz oder zum Theil verfinstert wer
de- Die Sache kömmt alle Jahr wieder, nnd giebt daher desto
©steril Anlaß, sowohl davon zu reden als den Ursachen nachzufra
gen. Daher kömmt es, daß man es bald jeden Kindern sagt,
daß die Sonne verfinstert werde, wenn der Mond vor dieselbe
tritt, und daß hingegen der Mond eine Finsterniß leide, wenn
derselbe von der Erde beschattet wird- Diese Begriffe gehören
nun eben so, wie der von der Mündung der Erde, unter diejeni
gen, an welche man sich von Kindheit auf gewöhnet, und von da
an fast bloß deswegen glaubt, weil man denselben niemals wi
dersprechen hört-
So viel vermag es, wenn diejenigen, die sich auf eine Wis
senschaft legen, in den Gründen und ihren Folgen einmüthig über
einstimmen- Jedermann glaubt ihnen nach, und es ist nicht zn
zweifeln, die Lehre von dem Umlaufe der Erde, der Sonne, der
Fixsterne und überhaupt aller Weltkörper werde nach und nach
in allen Ländern, wo Astronomen sind, eben so sehr Mode und von
Kindheit auf angenommen werden. Denn an stch schon ist man
abgeneigt, zu glauben, daß irgend etwas in der Welt in einer ab
soluten Ruhe seye- Wenn also auch die Weltweisen, Gottesger
lehrten, Moralisten und Staatslehrer so einmüthig in ihren Grün
den und Sätzen werden könnten: so würden sie eben so, wie die
Astronomen, auf den einmal richtig gemachte» Gründen, mit ver
einigten Bemühungen weiter fortgehen, und eine allgemeine Ge-
denkungsart und Glauben in der Welt einführen können.
Ob nun gleich jedermann weis, daß alle Jahre einige Fin
sternisse vorfallen; so kan doch itiemand, als nur die Astronomen,
genau vorher angeben, zu welcher Zeit sie eigentlich erscheinen, in
wel-