bauten Turmes hat damals Kriegsrath Gottsched die rührenden Verse
gewidmet: „daß gar ein Thurm sein Dach und Spitze neiget / dann
hoffungsvoll neu in die Wolken steiget"32); während Graßmeder dra-
stischer notiert: im Juni 1 768 ist angefangen, den Zwehrenturm abzu-
brechen, aber contremandiert worden und stehen gelassen.33)
Daß aber die Hauptzierde des Umbaues von 1 707, die „artificiosa
machina" des Drehwerks, 1 768 nicht wieder erstand, scheint mir
umso sicherer zu sein, als die neue Inschrift von astronomischer Ver-
wendung des Turms überhaupt nichts mehr sagt. Deshalb seien diesem
mysteriösen Kunstwerk hier einige Worte gewidmet. Dr. G. Breit-
haupt hat a. a. O. zwar bereits die Beschreibung veröffentlicht, die
S. L. du Ry 1 780 von seinem Mechanismus gegeben hat; da sie aber
an recht entlegener Stelle steht, wiederhole ich sie hier: „on avoit fait
oouvrir" den viereckigen, durch Pendentifs zur Kuppel übergeführten
Turm nämlich, „d' une coupole surmonte d' une lanterne. Cette coupole
qui etait percée de 16 petites fenêtres, reposoit sur deux planchers l'
un mobile et l'autre stabile et tournoit par le moyen d' une manivelle
qui mettoit en mouvement des rouages places horizontalement entre
les deux planchers". So sagt du Ry, mit dem Zusatz, daß das vor 80
Jahren geschehen sei. Das paßt zwar nicht exact auf 1 707, aber da
die Urkunde von 1 707 keine Grund- sondern eine Schlußsteinurkunde
ist und sich seit 1703 Arbeiten am Turm nachweisen lassen, so ist
die Zeitangabe wohl begründet.34) Ob die Drehvorrichtung jemals
dienstbrauchbar war, ist nicht überliefert. Daß man aber bereits 1 714
bei dem neuen Bau auf der schönen Aussicht auf diesen technischen
Luxus verzichtete, spricht nicht dafür. Immerhin wird man sie, wie
den Luftstuhl im Kunsthaus, zu Landgraf Karls Lebzeiten noch nicht
geradezu abmontiert haben.35) Aber als Weidler 1 741 seine Historia
Astronomiae herausgab, hatte er aus Kassel nur zwei Observatorien auf-
zuführen, das alte auf dem Kunsthaus, das andere extra urbem, editiore
loco, ad angulum Novae Urbis, also dasjenige auf der schönen Aussicht,
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