„K asseler Apollo"
Römische Marmorkopie nach einer um
450 v. Chr. entstandenen griechischen
Bronzestatue. In den Händen des Gottes
ruhten Bogen und Lorbcerzweig, Strafe
und Entsühnung.
Zelt und Gewehre unseres Türkenzimmers —, es ist
auch in anderer Hinsicht der Kristallisationspunkt der
öffentlichen Schausammlungen; denn nichts so sehr
wie die Dinckelmannische Begeisterung für antike Slunft
und ihre stille vorbildhafte Schönheit mar cs. was
Landgraf Friedrich II. vor nunmehr gerade 150 Jahren
veranlagte, seine großen Haussammlungen, vermehrt
um die Erwerbungen seiner Italienreise, den Bürgern
seiner Residenz in dem Prachtbau des Museum
Fridericianum am Friedrichsplaß zugänglich zu machen.
Die überragende Marmorfigur des „Kasseler Apollo"
verleiht dieser kleinen Antikensammlung ihren aus
erlesenen Rang und beweist die Sicherheit des künst
lerischen Urteils, mit dem den Landgrafen der große
Baumeister Simon Louis du Ry leitete. Will man
aus diesem Antiken-Raume durch die „Antike Klein
kunst" mit ihren formvollendeten, unbeirrbar sicher
dekorierten Gefäßen in den angrenzenden Saal der
hessischen Vorgeschichte hinüberführen, so hat auch dort
hin schon die alte Sammlung des achtzehnten Jahr
hunderts die verbindende Brücke geschlagen; denn
.Kassel zog damals nicht bloß die Kunst der Griechen
und Römer an, sondern suchte auch nach den hinter
lassenen Spuren eigener dunkler Vorzeit und nach den
Wahrzeichen der Berührung freier Germanen mit den
römischen Vorposten am Rhein. Einige Steindenkmäler,
die im Durchgang zur prähistorischen Sammlung stehen,
legen davon Zeugnis ab. Wie hat sich aber seitdem die
Sehnsucht gewandelt! Die Antikensammlung ist nun
in unserem Hause das abgeschlossene, in sich ruhende,
nur noch gelegentlich durch Stücke porträthaften Cha
rakters vertiefte Spiegelbild schönster Menschen- und