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Lassclsche
Hessischem
Mit Kurfürstlich
Mittwoch, den 3*°» Februar 1819.
Gemeinnützige Sachen.
Englische Rundsage.
Eine der vorzüglichsten Erfindungen, die in
Neuern Zert gemacht wurden, und die besondere Auf
merksamkeit des Publikums verdienen, sind die o«g-
länbischen Ru nd sä gen, bei welchen die Säge-
tzühne an der äußern Peripherie einer dünnen kreis-
förmigen Scheibe angebracht, diese daun an einer
eisernen Welle befestiget, und durch schnelles Umdre
hen bic verschiedenen Holzarten durchschnitten werden.
Daß eine solche Säge weit mehr als eine gewöhn
liche leisten könne , wird dadurch klar, daß dieGrad-
sLge in einem unausgesetzten Zuge fortschneidet, wäh
rend bei der gewöhnlichen der Schnitt nur durch den
Zug vorwärts geschiehet, der Zug rückwärts aber leer
durchgehet; daher die Erste die doppelte Wirkung der
Letztem hervorbringen muß, ohne auf den Umstand
einer großen Geschwindigkeit Rücksicht zu nehmen, die
man den Rundsagen vor den gewöhnlichen ein
räumen muß.
In München war der Kaufmann Stöber der
Erste, der diese Säge von London kommen ließ,
und solche den dortigen Künstlern auf eine uneigen
nützige Weise anbot, indem er es ihnen frei stellte,
solche wieder zurückzugeben, wenn sie keme genü-
gende Vorrichtung dafür fänden, also keinen Gebrauch
davon machen könnten.
Herr Zimmer mann, der sich schon bei dem Bau
der Kuppel und des Dachstuhls im neuen Schauspiel
bause als ein geschickter und thätiger Künstler gezeigt
hatte, übernahm es in München, eme bis dahin nicht
bekannt gewesene Vorrichtung anzugeben, mittelst
welcher diese Sagen zum Schneiden aus der Hand
auf Werkplätzen angewendet werden können.
Nach mehreren Versuchen stellte er dieselbe so her,
daß sie zu diesem Gebrauche ihre vollkommene Wir
kung leisteten, aber noch mehrere Vortheile verspra
chen, wenn sie durch ein Wasserrad in Bewegung
gesetzt würden.
Der Seilermeister Mais, der diese Vorrichtung
sah, wünschte dieselbe mit seiner Hanfreibmühle,
als Beiwerk, in Verbindung zu setzen, welches Herr
Zimmermann auf das Vollkommenste in Ausfüh
rung gebracht hat. ' '
Das Stirnrad der Hanfreibmühle wurde
doppelt verschient, und zugleich zu einem Kamm
rade umgeschaffen, welches in ein Kurtikontisches
Getriebe eingreift, das an einer langen Welle befe
stiget ist. An der nämlichen Welle befindet sich ein
kleineres Kammrad, welches das Schwungrad,
mit der Rund säge, mittelst eines kleinen Getrie
bes, in eine schnelle Bewegung setzt.
Am Ende d»r eisernen Welle, die durch den Mit
telpunkt der Säge gehet, ist eine Kurbel angebracht,
wodurch das Vchiebwerk seine Bewegung erhält, das
den Schnittbaum Anter die Sage bringt, und densel
ben, wie in den gewöhnlichen S äge müh len, im
mer vorwärts treibt.
Der Durchmesser der Säge enthält r8 Zoll und
'kann also nur Hölzer von 6 Zoll Dicke schneiden.
Jene Sagen sind aber in England zu allcu beliebigen
Größen zu haben, und daher zur Anwendung auf
Schneidemühlen sowohl als in den Werkstätten zu
verschiedenen kleinern Arbeiten anwendbar.