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Mit Kurfürstlich
allergnädigsten
Hessischem
Privilegio.
Mittwoch, den November ißi 5 .
Gemeinnützige Sachen.
Einige Gedanken über Holzcnltur.
I Einen bedeutenden Theil des deutschen Wohlstandes
machen unsere Waldungen aus, wofür unsere Vorsah,
ten so große Verehrung hegten. Mit vollem Recht lie,
ßcn sich deswegen Deutschlands Fürsten seit beinahe
40 Jahren die Holzcnltur mehr als vormals angelegen
sein. Die schweren Zetten der ftaleeu Jahre haben
aber unsere Waldungen zumTheil sehr empfinden müs,
sen. Wie noch so viele Wunden nach und nach erst
wieder geheilt werden müssen , so bin ich überzeugt,
alle Regierungen werden dahin trachten, daß diese
Schaden für die Zukunft mit jedem Jahre werden we,
Niger fühlbar gemacht werden. Es gehören aber leider
Jahre dazn. Wenn wir das zu bezweckende Gute auch
nicht unmittelbar selbst genießen, so wird es doch An
deren zu Theil, und das Gute muß um des Guten
selbst willen geschehen. Doch ist baldige Hülfe hierin
sehr nöthig und cden deswegen sehr zu wünschen.
Das Hauptbedürfniß des Menschen ist doch wohl
zuvörderst derjenige Piatz, wo er sich geschützt gegen
die Elemente und andere widrige Ereignisse aufhalten
kann, mithin die Wohnung. Die Erfahrung hat ge,
lehrt, daß die Eiche das beste und dauerhafteste Hol;
ium Bauen liefert, und überhaupt auch das Material
zu solchen hölzernen Sachen, wo es aus Haltbarkeit
und lange Dauer ankommt. Jede Verwendung des Ei
chenholzes zu solchem Behuf, wozu man andres Holz
Nehmen könnte, ist deswegen als eine Versündigung
gegkn die Forstwirtschaft zu betrachten, es müßte denn
der gewiß sehr seltene Fall eintreten, daß in cinerGe-
Lend das Eichenholz im Ueberfluß, und dagegen Man,
gel an anderem Holz wäre. Allein zu bedauern ist es,
daß die Eiche zu lauge Zeit erfordert, bis sie zu ihrer
Vollkommenheit gelangt, und eben derselbe Platz lie
fert eher zwei bis drei andere gute und vollkommene
Nutzbaume, als eine Eiche zu ihrer Vollkommenheit
gelangt. Das häufige und anhaltende Anpflanzen von
Eichen kann indeß doch nie genug empfohlen werde».
Dabei rathe ich aber an, eben so angelegentlich und
in Menge diejenigen Holzarten anzupflanzen, welche
beim Bauen und auch sonst das Eichenholz vertreten,
und bei Wagner, und anderen Arbeiten entbehrlich
machen können. Dahin gehört die Ulme (ulmus cam-
peatris), und Esche (fraxinus excelsior), deren häu,
size Anpflanzung und Aussaat in den Waldbaumschu,
len ich daher sehr ungern vermisse. Auch die Lerche
(pious larix) hat einen nicht genug zu empfehlenden
und sehr anwendbaren Stellvertreter der Eiche geliefert.
Sind nur erst die Schwellen eines Gebäudes von Ei
chenholz gelegt , so können die anderen genannten Holz»
arren das übrige Haupthvlz an einem Baue ersetzen,
«nd so dasselbe, wenn man unsere übrigen einhetmt,
schen Nadelhölzer dazu nimmt, vollkommen gut und
dauerhaft aufgestellt werden.
Mehrere Forstmänner haben mir geklagt, daß ihre
Ulmen-Anlagen zu sehr durch den Graswuchs unter,
drückt würden. Ich möchte wohl dagegen anrathen,
ausRaftndoden keinen Ulmen« Samen auszusäen, svn,
dern aus der Waldbaumschule solche Stämme darauf
zu setzen, welche nicht mehr vom Grase unterdrückt
werden können. An dem untern Theile don Bergwän,
den, wo besonders der Boden etwas mit Sand ver,
mischt, dabei aber nicht zu trocken, sondern mehr
etwas feucht ist, gedeihen die Ulmen und Eschen am
besten. Vielfach habe ich bei Lerchentannen, Anlage»