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Kassel/
Feuilleton
d e s Westph äl ischen
Mittwoch den I9ten Juni Igu.
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Kassel.
Durch eine Verfügung Sr. Exzellen; des Herrn Fi-
nanzministers vom 25. v.M- ist Herr von dem Ha
gen, General-Inspektor der Domainen, damit beauf
tragt worden, die auf den durch die königl. Dekrete
vom l2ten und i7ten Mai d. I. verordneten Verkauf
eines Theils der unterm ersten Dezember v. I. aufge
hobenen Stifter und Klöster Bezug habenden Angele
genheiten unmittelbar unter Sr. Exzell, zu bearbeiten.
Das Collegium medicina und Sauitatis des Elb-
departementö hat folgende Bekanntmachung erlassen:
Es ist in verschiedenen Kommunen des Departements,
und vorzüglich im Distrikt Stendal, der Fall gewesen,
daß mehrere mit den Kuhpocken geimpfte Kinder dem
nächst pockenartige Ausschläge erhalten haben, wo
durch sich das Gerücht verbreitet hat, daß jene mir den
Kuhpocken geimpfte Kinder theils die menschlichen
Blattern dennoch erhalten , theils daß dieser pocken
artige Ausschlag eine gefährliche Folge der Kuhpocken
sey. Nach sorgfältig angestellter Untersuchung hat es
sich aber überzeugend dargcthan, daß dieser Ausschlag
nichts anders als die falschen Blattern oder sogenannte
Wind - Spitz- oder Wasserpocken find, womit gegen
wärtig sehr viele Kinder im Departement behaftet find.
Diese falsche Blattern haben zwar wegen einiger Aehn-
lichkeit mit den Mcnschcnpocken ihren Namen erhalten;
der Umlauf dieser Krankheit ist jedoch von den Mcn-
schenpocken sehr verschieden. Dieser Ausschlag zeigt
sich bereits am zweiten Tage schon nach einem leichten
Fieber in Gestalt rother Stippen, welche zuerst auf
dem Rücken und dann an den übrigen Theilen des Kör
pers der Kinder sichtbar werden. Bei fernerer Aus
bildung erheben sich l^iese Stippen entweder hart, spitz,
oder in Gestalt kleiner, mit einer wasserechten Zeuch,
tigkerr angefüllten Blatter mit rothen Räuden, und
werdet', aledenn nach der verschiedrien Form dieses Aus
schlags Spitz- Wind- oder Wasserpocken genannt. Die
ser Ausschlag geht sehr bald in Eiterung, oder trocknet
bereits den 4 ten oder zten.Tag, und so endigt sich diese
Krankheit ohne weitere Gefahr und Folgen. Es ergiebt
sich also, daß dieser eben beschriebene Ausschlag nach
seinem kurzen völlig gefahrlosen Verlauf, weder die
Menschenpockcn, noch weniger eine Folge der Kuh-
pocken-Impfung seyn kann, indem diese pockenähnliche
Ausschläge schon lange vor Erfindung der Kuhpocke.i-
Impfung oft allgemein unter den Kindern verbreitet
waren. Nur allein gegen die Ansteckung der wahren
Menschenblattern sichert die Kuhpocken-Impfuug und
deren achten Verlauf; jedes mit den Kuhpocken geimpfte
Kind, bleibt aber nach wie vor den zufälligen Einwir
kungen der oben beschriebenen falschen Pocken zur Zeit,
wenn dieselben in einem Orte verbreitet sind, unter
worfen. Damit aber die im Eingang erwähnte ringe«
gründete. Gerüchte und die jetzige allgemeine Verbrei
tung dieser völlig gefahrlosen falschen Pocken, die El
tern und Angehörigen nicht abhalte, ihre Kinder und
Pflegbefohlnc einer vernünftigen Sorge für das Ger
sundheitöwobl ihrer pockenfähigen Kinder gemäß, die
Wohlthat der Kuhpocken-Impfung angedeihcn zu las
sen; so haben wir uns für verpflichtet gehalten, den
von hem Unterschiede der wahren und falschen Men-
schcnblattem und der unbezweifelten Schutzkraft der
Kuhpocken gegen die verheerenden wahren Menschen-
blarrern nicht gründlich unterrichteten Theil des Pu
blikums, »ach angestellter sorgfältiger Untersuchung
der jetzt verbreiteten falschen Pocken hierdurch zu be,
lehren, und erwarten wir, daß sie ohne Vornr heil
und Mißtrauen ihre pockenfähigen Kinder fernerhin
von den in den Kommunen angestellten Kanron-Impf-
arzten sofort werden impfen lassen; um so mehr, da
allen Unvermögenden die kostenfreie Impfung ihrer
Kinder durch das königl. Dekret vom iz. April 1803
zugesichert ist. Eltern und Vormündern, welche sich
über die Impfung der Kuhpocken gründlich belehren
wollen, empfehlen wir die gemeinnützige Schrift des
HerrnHofrathsDr.Bremer, betitelt: DieKuhpocken
für Elrern und Nichtärzte. Magdeburg, den Zoten
Mai ISll.
Berichtigung, die Reisgerste, auch H,m,
. melsgerste genannt, betreffend. ^
Nach Nummer 38 des Supplements des westphali-
schen Moniteurs, unter der Rubrik: Bekanntmachung
verschiedener Sachen Nr Zl, heißt es, in der Nachricht
über die Reisgerste: „soll es Himmelsgerste seyn und
„dieses ist sie, nach den Eigenschaften, die ihr derselbe
beilegt, so Heist sieliordeam coelesie und wird auch
Reisgerste genannt. Ist es aber hordeum diatichcm
nuilum, so kann es keine Himmelsgerste seyn — in,
„dem die Himmelsgerste nichts weniger alö nackend,
„sondern die-Aehre mit langen Gränen versehen ist,
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