Dà sten December 1805.
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Gemeinnützige Sachen:
Vom Erfrieren der Kartoffeln»
Zur jetzigen- Zeit, wo durch strenge Kälte mancher durch Nachlässigkeit oder aus Mangel
eines guten Kellers seine-Kartoffeln verliert, weiche vielleicht den beträchtlichsten Theil der
Nahrung für sich und seine Familie für lange Zeit ausmachen muß, wird es nicht ohne Nutzen
seyn, nachstehendes mittheilen:
r) Von Bewahrung Ser Rartosselrr vor Sem Lrost. Daß die Kartoffeln, wenn
sie vom Froste gedrückt sind, nothwendig in Füulniß übergehen, ist bereits erwiesen. Dieselbe
können zwar durch eine schickliche'Behandlung zum Genusse noch gerettet, zur Fortpflanzung
aber wegen ihres zerstörten Keimes nicht mehr gebraucht werden. Es ist hieraus begreiflich,
warum Kartoffeln, welche oft durch Anfall itnLLinàr so wie sie im Sommer in der Erde an
gewachsen sind , unter der-Erde bleiben, auch alsdann, wenn die Erde um sie herum durch
frieret, unversehrt bleiben, und im folgenden Sommer frisch und frühe hervortreten: dahin-,
gegen die, welche im Herbst aufgewühlet waren und sich wieder unbemerkt unten die Erde ver
krochen hatten, im Frühling schwarz oder verfault ausgegra-beu werderr.. Dr wir aber noch
keine genügsame Versuche angestellt haben , ob die ruhig, in der Erde bleibenden Kartoffeln im
mer unbedingt der Zerstörung vom Froste entgehen, und da wir auch in den Mausejahre» dem
Raub der Mäuse nicht trauen dürfen; so ist das sicherste, die geerndeten Kartoffeln vor dem
Winter entweder in ein Loch so tief unter die Erde zu vergraben und mit einem Erdhügel zu
bedecken, daß weder der Frost noch das Wasser zu ihnen eindringen kann, oder in einem nicht
allzunassen aber dem Eindringen des Frostes nicht widerstehenden Keller hoch genug mit Erde oder
Sand zu bedecken, am sichersten aber, in Rücksicht der etwa allzuhäufig vorhandenen Feuch
tigkeit, einen viereckigten Kasten zu formten, indem man Pfähle einschlägt, an denselben
inwendig Bretter aufstellt, gegen diese Stroh legt, auch die etwa in den Brettern vorhande
nen Löcher damit ausfüllt, und hierauf schichtweis eine Lage von Kartoffeln und eine Lage von
trockenem Sand in diesen Kasten zu bringen, und zu mehrerer Sicherheit auf die oberste Sand
lage noch etwas Stroh zu decken. Man kann auch die Kartoffeln, bey dem Mangel eines gu
ten Kellers, in eine Scheuer bringen, und eine geringe Lage Heu oder eine stärkere Lage Stroh,
am besten Gersten- oder Haferstroh, darauf decken. 2) Von Benutzung der Gefrornen
Rartoffeln. Wenn die Kartoffeln erfroren find ; so können sie auf folgende Arten zum un
schädlichen Genuß erhalten werden, a) Man holt sie nach und nach, immer soviel, als man
sogleich bearbeitet, aus der Kälte, wirft sie in einen Zuber ganz kalten Wassers, mit ein oder
2 Handvoll Salz. Wenn sie einige Zeit darinnen gewesen sind, zieht der Frost heraus, und
eS sezt sich theils um dieselbe, theils auf der Oberfläche des Wassers, Eis an. Dies bricht
man von den Kartoffeln los, schneidet sie würfelich und bringt sie in einen mäßigwarmen
Backofen, woraus so eben Brod gekommen ist. Diese getrockneten Kartoffelstücken kann man
mehrere Fahre lang zum Gebrauch aufbewahren, b) Man kann sie auch, anstat- dieselbe
in den Ofen zu bringen, ganz durchaus zerstampfen, und mit Salz, so wie Kraut und Rüben,
in Fässern einmachen, und wenn sie gegohren haben, die Fässer zuschlagen, oder c) die Kar
toffeln, nachdem man sie, um sie besser zu behandeln, aus dem kalten in «warmes Wasser
gebracht hat, mit einem Reibeisen klein reiben, und nachdem das Mehlige in dem Anker sich
-u Boden gesezt hat, das darüber stehende Wasser langsam abgießen, das Mehl aber, welches
fast aneinander hängt, in Stücke schneiden, diese auf einem Osim wohl trocknen, und zum Ge
brauch aufbewahren. 6) Einige bringen auch die Kartoffeln, sogar ohne sie erst in kalte-
Wasser zu werfen, einige Minuten lang in siedendes Wasser, lassen sie hi rauf wieder abtrocknen,
schneiden sie in kleine Würfel, und schicken sie in den Backofen, wie vorgedacht. Dillenburg
im. Jänner 1805.
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