Text:
Den Inhalt bilden die liturgischen Stücke für das Kirchenjahr, noch nicht in der
später üblichen Teilung des Proprium de tempore und Proprium de sanctis, und zwar für
die einzelne Feier Introitus, Graduale, Alleluja, Tractus, Offertorium und Communio, die
durch Bezeichnungen am Anfang oder deutlich markierten Abschnitt kenntlich gemacht
sind. Der erste Abschnitt von Bl. 1 P bis 132 v umfaßt die Zusammenstellung der Kirchen-
und Heiligenfeste von Anfang Dezember bis zum 30. November einschließlich Weihnachten,
Ostern und Pfingsten, beginnend Bl. 1 P mit Dominica IIII ante natale Domini (1. Advent):
AD TE LEVAVI bis zum Tage N. S. Andree Ap[0sto]li. Dann folgen Bl.133P De sancta
Trinitate und 133 v In agenda mortuorum, weiter in einem zweiten Abschnitt bis Bl. 144 v
die 24 Sonntage nach Pfingsten. Als dritter Abschnitt Bl. 145 P Incipiunt All [eluja] Domini-
cales ' per circulu [m] ' anni, die Bl. 151 P mit De s[an]c[t]a Cruce enden. Daran schließt
sich ein Anhang von verschiedenen Antiphonen: Bl. 151 v Ant. in laetania ' [ve]l quando
(152 P) cumque volveris. (Über der roten Zeile Bl.152P ist von einer Hand des 15.Jahr-
hunderts, die anscheinend auch die ersten Antiphonen numeriert hat, geschrieben: In die
marci an sup 7 tem psalmi [I] et feria quata [i] in rogacionibus.) Die letzte der Antiphonen
Bl. 161 P De resurrect[ione] D[omi]ni. Bl. 162 P ff. steht als Ausklang eine für die Geschichte
des Codex wichtige Heiligenlitanei: Xpe iuncit. Xpe regnat Benedicto pontifici 8z unl-
versali pape uita Exaudi Xpe in. Henrico romanorum imperatori augusto Chuni-
gunde imperatrici auguste a d[omin]o coronate
Die Singart der einzelnen Partien ist durchgehend in üb'er den Zeilen geschriebenen
mittelalterlichen Neumen notiert.
Anhang: Bl. 167 ff. In der Schrift deutlich durch die Kleinheit, durch die veränder-
ten Neumen und den ganzen abweichenden Duktus unterschieden. Der Zusatz enthält
(nach Fischer) eine Sammlung von Tropen und Sequenzen nebst andern liturgischen
Stücken, wie sie beim Gottesdienst im Kloster wohl benutzt wurden. Wichtig sind auch
hier die Namen in den Fürbitten der Litanei: Bl.192P Vt imperat0re[m] n[0st]r[u]m
Heinricv[m] antistite[m] adalb[ertum] abbam Giselam. Bl.194P wird auf
den ersten Zeilen die Bitte für Heinrich und Gisela wiederholt. Bl. 196 v schließt mit Ge-
beten für das Kloster zum heiligen Kreuz und anderen heiligen Kreuz-Paraphrasen.
Bildschmuck:
Er besteht in einer besonderen Fülle von Initialen: 189 auf den ersten 152 Blättern
in abwechslungsreicher ornamentaler Ausgestaltung mit spiraligen sorgfältig gegliederten
Verschlingungen, blattähnlichen Abschlüssen und geglätteten bogigen Einfassungen oder
geraden Grundpfeilern in rundlich-trägem Fluß, verschiedentlich auch mit Tierköpfen, ver-
einzelt mit Tierleibern, im allgemeinen in anglo-fränkischer Manier. Leuchtende Gold-
füllung mit roten Umrißlinien schufen den Eindruck besonderer Kostbarkeit, so daß man
sich beinahe nicht wundern darf, wenn leider zwölf Initialen (Bl. 8T, 30 v, 34 v, 41 F, 47 v,
691), 88 P, 107 F, 109 v, 113 v, 114 v, 131 F) der Sammlerhabgier zum Opfer fielen und im
Laufe der Jahre herausgeschnitten wurden. Besonders reich ist die Initiale am Anfang auf
Bl. 1 P und auch auf Bl. 14 P ausgestaltet, überhaupt sind sie anfänglich größer; sie werden
dann kleiner, später hat man sie auch von etwa Bl. 83 ff. ab sparsamer hineingesetzt. Bei
Bl. 3 und 4 z. B. ist noch deutlich zu sehen, daß die Vorzeichnungen eine noch größere und
kunstvollere Initiale skizzierten, die bei der verkleinernden Ausmalung dann abgeändert
wurde. Gelegentlich tauchen auch einfache Initialen ohne Verzierung und solche in gol-
denen Umrißlinien ohne Füllung (Bl.131 v u.a.) auf. Bl. 134 v bietet als einzigen Anlauf
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