aber auch ihre Gefahr. Von den Studierenden wurde erwar-
tet, daß sie sich mit Prüfungsordnung und Vorlesungsver-
zeichnis ihren eigenen Studienplan erstellten. Das war be-
stimmt nicht zuviel verlangt, erforderte aber eben auch eine
gewisse Selbstdisziplin. Auch um die Betreuung für Haus-
oder Abschlußarbeiten mußte sich jeder selbst kümmern. Das
hieß eben auch, hinter den Dozentlnnen herzulaufen, stun-
denlang auf die „Sprechstunde" (die meist doch nur wenige
Minuten dauerte) zu warten: eben einen richtigenjagdeifer
zu entwickeln, der mit Betreuung nicht viel zu tun hatte.
Der letzte und schwerste Marsch durch den Dschungel
der hohen Bildungsstätte war das Verfassen der Magisterar-
beit. Es gab keine Anmeldefristen wie bei den Lehramtsstu-
diengängen oder manchen Diplomstudiengängen.Jeder ent-
schied für sich allein; was aber nicht so schlimm war, wie das
Für-sich-alleine-Arbeiten.
Es wäre wirklich schön gewesen, ein Grüppchen Gleich-
gesinnter zum Erfahrungsaustausch zu haben. Das kam aller-
dings angesichts der individuellen Zeitplanung der Komrni-
litonInnen selten zustande. So machten fast alle die frustrie-
rende Erfahrung, acht Stundenlang alleine über dem weißen
Papier zu kauern oder mit tränenden Augen auf den Bild-
schirm zu starren, aber die Eingebung ließ leider auf sich war-
ten. Die Verzweiflung dagegen kam mit ziemlicher Sicher-
heit. „Was tue ich hier-ich schaff" s nicht-ich haltls nicht aus
- ich laß' es bleiben." Es wäre dann doch tröstlich gewesen,
wenn andere Leute vom gleichen Frust berichtet hätten oder
noch besser: zu hören, wie man in solchen Fällen am besten
weiterkommt.
Die Ursachen werden einem erst am Ende klar: Bei den
Magisterstudiengängen gibt es keine so strengen Auslese-
verfahren wie bei den Natur- oder Ingenieurwissenschaftlern.
Es geht weniger um das „Durchkommen" als um das „Durch-
schlagen". Dafür braucht man hauptsächlich Spaß an der
Sache, genug Energie und gute Nerven, u. a. auch, um sich
die häufig wenig geistreichen Kommentare über die „brot-
losen Künste" der Magisterstudiengänge anzuhören... Und
trotz allem, bereut habe ich das Studium wirklich nicht.