Aufgrund der Reichhaltigkeit der Seminarerträge wurde
ein Antrag auf Mittel der Zentralen Forschungsförderung
der Gesamthochschule Kassel gestellt, mit Erfolg. Zwar waren
die ersten eingeworbenen Mittel nicht sehr umfangreich, doch
waren sie ungemein wichtig für die weitere Projektentwick-
lung. Diese Gelder ermöglichten die Finanzierung von
Studentinnen und Studenten, die bei der Erarbeitung des end-
gültigen Forschungsantrages mithalfen. Aus dieser Zusam-
menarbeit entwickelte sich ein zweites Seminar zum Thema
Stadt, Ökologie und Ästhetik, das die Inhalte der vorange-
gangenen Lehrveranstaltung vertiefte. Als das geplante For-
schungsprojekt vom Bundesforschungsministerium schließ-
lich eine Förderung erhielt, hatte sich schon aus den
Vorbereitungen des Projektes heraus ein Kreis von qualifi-
zierten studentischen Mitarbeitern gebildet, der schließlich
in dem Projektverbund weiterarbeiten konnte.
In manchen Fällen muß die Kooperation zwischen Lehre
und Forschung sehr viel schneller erfolgen. Schon kurz nach
dem Fall der Mauer im November 1989 stellte sich bei-
spielsweise die Frage, ob man nicht die „Stunde Null" der
zukünftigen neuen Bundesländer, den Ausgangspunkt räum-
licher Strukturen in Stadt und Land der damaligen DDR
dokumentieren solle, um eine Basis für spätere Vergleichs-
Studien über den wirtschaftlichen und sozialen Wandel zu
sichern. Eines war unbestritten: Der Wandel der alten DDR-
Strukturen unter dem Einfluß der D-Mark würde nicht lange
auf sich warten lassen. Es war deshalb keine Zeit, einen Antrag
auf Fördermittel zu stellen. Wo hätte man im Novem-
berlDezember 1989 auch Mittel für ein solches Vorhaben
beantragen können? Keine Stiftung offerierte einen dafür pas-
senden Förderungsschwerpunkt.
Eine umgehende Lösung bot sich über die Lehre in den
Projektstudiengängen Architektur, Stadt- und Landschafts-
planung an. In diesem Rahmen konnte gemeinsam mit Stu-
denten eine Arbeitsgruppe gegründet werden, die noch im
Winter 1989l9O ihre Tätigkeit aufnahm. In fünf ausgewähl-
ten Erfurter Stadtbereichen und einem charakteristischen
Dorf im Umland wurde eine gründliche Bestandsaufnahme
mit Nutzungskartierung, Fotodokumentation, einer Befra-
gung von Bewohnern und Gewerbetreibenden sowie der
Erfassung der öffentlichen Planungsabsichten vorgenommen.
O
„Dennoch orientiert sich auch der
Normalmensch an Bildern: Sie helfen
ihm beim Aufbau des Verständnisses
für das Vorgefundene. - Zunächst
aber läßt sich dieses Vorgefundene
nicht durch Planungsziele weg-
eskamotieren."
Lucius Burckhardt
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Forschendes Lernen