Aufgabe. Und wenn wir Innovation, Interdisziplinarität,
Internationalität besonders betonen, dann ist darin auch eine
Bewegung aus der unbequemen und perspektivenarmen Lage
des Prototypen einer,vergangenen Reform in eine sehr viel
perspektivreichere Position einbeschlossen: Es geht nicht
(mehr) um die deutsche Dichotomie Universität versus Fach-
hochschule und nicht mehr darum, wo in diesem Felde die
GhK steht, sondern um die lebendige Vielfalt europäischer
Hochschultypen, Ausbildungsgänge, Lehr- und Forschungs-
institutionen sowie um die Entwicklung eines produktiven
und überzeugenden Profils einer Universität innerhalb die-
ser Vielfalt.
Nun wird sicher mancher fragen, ob sich mit diesem Leit-
bild die GhK nicht wiederum in eine institutionelle Über-
forderung begibt: erst der Reformanspruch gegenüber der
großen alten Welt der Universität und nun aus der nordhes-
sischen Provinz in den europäischen, ja sogar globalen Wett-
bewerb von Lehre und Forschung. Darauf kann ich nur ant-
worten: Aus heutiger Sicht müssen wir uns dieser Ent-
wicklung von Wissenschaft und Arbeitsmarkt stellen. Wis-
senschaft ist längst, wo sie Niveau hat, in weltweiten Dis-
kursen; Kunst hat regionale und internationale Szenen; auch
Bildung und Ausbildung wird nicht in nationalen Sphären
verharren. Vielmehr können die Hochschulen morgen der
Globalisierung von Bildung und Ausbildung so wenig aus-
weichen, wie sie gestern den großen Studentenzahlen entge-
hen konnten. Sie können diesen Trend zwar zunächst igno-
rieren und sich im jeweiligen nationalen Kontext in ihr „lange
gewachsenes Polster wissenschaftlicher Reputation" (Teich-
ler, Seite 298 ff) einkuscheln; sie werden aber mit großer
Wahrscheinlichkeit irgendwann wachgerüttelt.
Die Reformidee der Gesamthochschule wird innovativ
gewendet zu einem besonderen Profil einer deutschen Uni-
versität im europäischen, im internationalen Rahmen. Inno-
vation als Ziel der GhK bedeutet nicht, andere bekehren zu
wollen, sondern, unsere Besonderheiten in der Vielfalt gleich-
berechtigter Lösungen herauszustellen, zu pflegen und in den
nächsten 25_]ahren weiterzuentwickeln. Da die europäischen
Standards in der tertiären Bildung offen sind für viele Wege,
geht es uns um die innovative Nutzung dieser Vielfalt; wir
wollen sowohl die regionalen (Aus)Bildungsbedürfnisse
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25 Jahre GhK