von Belang. In einigen Studiengängen ist die Mehrzahl der
Studierenden weiblich, die Lehrenden dennoch mehrheitlich
männlichen Geschlechts.
Die oben angesprochene sozialräumliche Organisation
und Milieubildung in den Fachdisziplinen als eine Grundlage
orientierungswirksamer Strukturbildung sind auf den ersten
Blick geschlechtsneutral. Dennoch überrascht es niemanden,
daß auch in den Universitäten die Organisation der Geschlech-
terverhältnisse nicht anders ist als in der gesellschaftlichen
Wirklichkeit „draußen": Die „Häuptlinge" sind i.d.R. selbst-
verständlich Märmer - die zuarbeitenden, alltagssichernden
Sekretärinnen sind Frauen. Auf der „mittleren Ebene" des
wissenschaftlichen Nachwuchses differenziert sich in meiner
Erinnerung dieses Bild allerdings, auch wenn in den mir
bekannten Instituten die Frauen deutlich in der Minderheit
waren. Dennoch war dies genausowenig ein Thema wie die
implizite und explizite Hierarchisierung. Im Erleben waren
diese Strukturen überlagert von den „ganz normalen" Ver-
kehrsformen mit Personen -und diese übermittelten im all-
täglichen Umgang eben nicht den Eindruck, etwa „als Frau"
bzw. wissenschaftliche Assistentin in diesem Kontext in
irgendeiner Weise exotisch zu sein. Das „gemeinsame
Dritte"-der Bezug auf eine grundsätzlich universalistisch
gedachte Wissenschaft - war gegenüber den partikularen
Aspekten dominant. Das bedeutet aber nicht, daß sich nicht
unterschwellig eben jene sozialen Strukturen realisieren, die
gerade nicht universalistisch angelegt sind: Status und
Geschlecht? Eine solche, über hoch personalisierte Milieus
vermittelte Sozialisation ist sehr nachhaltig, und auch wenn
es paradox klingt: dort, wo sie „klappt", erleichtert sie auf
der individuellen Ebene die vielschichtige Akkulturation an
das (disziplinär und paradigmatisch differenzierte) Wissen-
schaftssystem, und zwar weil sie nicht ständig unter Reflexi-
onszwang ihrer sozialen Struktur steht. Die Zahl derer frei-
lich, die Hochschullehrerin werden, ist nach wie vor sehr
klein - das kollektive Problem eines Ausschlusses von Frauen
aus der Wissenschaft ist so offenbar nicht zu lösen.
In der GhK wurde dieses Problem früher als anderswo
thematisiert: Sie war eine der ersten Universitäten, die in
die Stellenausschreibungen den Passus zur Frauenförderung
aufnahm. Hier gab es Senatsrichtlinien zur Frauenförderung,
117
Sozialwissenschaften