während der jeweiligen Tätigkeitszeiten. Sehr viel entschei-
dender wirkte sich die Veränderung des bildungspolitischen
Umfeldes während der 25 Jahre aus, sehr viel dringender
war für alle Beteiligten die Frage, wie der Aufbau der GhK
angesichts der Flaute in der Hochschulpolitik von Bund und
Land überhaupt gelingen kann und wie die GhK als Gesamt-
hochschule mit der Abkehr unserer Gesellschaft von den Zie-
len der Hochschulreform und der darin zentralen Idee der
Gesamthochschule umgehen soll.
Der Hochschulreform Ende der sechziger Jahre ging es
darum, die deutschen Universitäten für einen größeren Anteil
derjugend zu öffnen, die Zugänge zu erleichtern für bislang
weitgehend ausgesperrte Schichten der Bevölkerung, für einen
ausgeglicheneren Anteil der Geschlechter an wissenschaftli-
cher Bildung zu sorgen und das Hochschulsystem auf eine
Größenordnung von Studentenzahlen vorzubereiten, denen
die tradierten Arbeitsformen der Universität in Lehre und
Forschung nicht gewachsen sein würden. Dieser Versuch
endete in der Spaltung zwischen Universität und Fachhoch-
schule. Gerade weil das Ziel in der Integration bestand, in
dem Absehen von Differenzen, war die Spaltung, die daraus
entstand, um so entschiedener: Studiengänge und Abschlüsse,
Hochschullehrerkarrieren, Ausstattung, Fächerspektrum. Wo
immer eine Differenzierung möglich war zwischen diesen bei-
den Hochschultypen, wurde sie deutlich akzentuiert und
die - wiejohannes Weiß uns in seiner Betrachtung (Seite 124
ff) zeigt, durchaus romantische - Idee der Integration schnell
aufgegeben.
Die neu gegründeten Gesamthochschulen verblieben
zwischen den beiden Blöcken und hatten ihren eigentlichen
Auftrag verloren, ehe sie überhaupt mit ihrer Reformarbeit
anfangen konnten: sie sollten Prototypen eines neuen Hoch-
schulsystems sein, an dem nun niemand mehr interessiert
war. Die naheliegende Folgerung hätte darin bestanden, die
GhK dem einen oder dem anderen Sektor zuzuschlagen, also
eine „richtige" Universität mit ausschließlich universitären
Zugängen und Abschlüssen, mit universitärer Ausstattung
in Personal, Arbeitsräumen und Infrastruktur zu entwickeln
oder eine „ordentliche" Fachhochschule mit gut strukturier-
ten Studiengängen, kurzen Studienzeiten und günstigen
Kosten eines Studienabschlusses.