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die traditionellen Inhalte der Lehrerausbildung unter dem doppelten Er-
kenntnisanspruch der Gesellschaftswissenschaften und einer als Sozial-
wissenschaft verstandenen Psychoanalyse ergänzt und weiterentwickelt.
Erziehungswissenschaft wird, über ein enges Verständnis von Pädagogik
hinausgehend, vom bildungsrelevanten Gehalt der Sozial- und Gesell-
schaftswissenschaften her neu und umfassender interpretiert. Nach der
Kasseler Kernstudienkonzeption gehört es ebenso zur erziehungswissen-
schaftlichen Ausbildung von Lehrern, etwas über Dritte Welt und Rü-
stungspolitik, die politisch- ideologische Funktion von Gesellschaftsbil-
dern oder sozial und lebensgeschichtlich bedingte Kommunikationsstö-
rungen und ihre Überwindung zu hören, wie sich mit Didaktik, Ober-
stufenreform oder der Entschulungsdebatte auseinanderzusetzen.
Diese wissenschaftliche Orientierung wird im Kernstudium auch zu ei-
nem leitenden Maßstab für das - selbstverständlich von der persönli-
chen Lebenshaltung mitbestimmte - praktische Handeln künftiger Leh-
rer ausformuliert. Im Zielparagraphen der Kernstudienordnung wird
vom Lehrer daher gefordert, sich in seiner Tätigkeit an folgenden Ge-
sichtspunkten auszurichten: "Kritische Selbstwahrnehmung und Selbst-
bestimmung im gesellschaftlichen Kontext, Erkennen sozialer Unge-
rechtigkeiten, solidarisches Handeln, aktives Eintreten für Demokra-
tie und soziale Gerechtigkeit". 30
Daraus folgt ein Verständnis von Praxisbezug, das in seinen Grundzü-
gender Auffassung des Bildungsrates von 1970 entspricht 31: Schulen
genügen den Anforderungen der Zeit nicht mehr. Lehrerausbildung muß
daher in den Dienst einer wissenschaftlich orientierten Bildungsreform
treten. Die Praxis, um die es in der Lehrerausbildung geht, karm da-
her nicht einfach das Berufsfeld des Lehrers in seiner vorfindbaren
Routine sein, sondern nur eine durch Weiterentwicklung des Vorhande-
nen erneuerte Praxis. Das Kasseler Kernstudium geht in seinem Pra-
xisbegriff allerdings über diese Vorstellung noch insofern hinaus, als
es unter der "Praxis" des Lehrers nicht nur seine unterrichtlichen und
schulischen Funktionen, sondern den gesamten sozialen und gesellschaft-
lichen Bedingungszusammenhang schulischer Bildung versteht. Dieser
gesamte Komplex- so der Anspruch - soll im Lehrerstud-ium wenig-
stens ansatzweise unter kritischen und konstruktiven Gesichtspunkten
durchgearbeitet werden; der Beruf des Lehrers soll als wesentliche
Vermittlungsinstanz für eine positive gesellschaftliche Praxis wirksam
werden.
Den am Kernstudium Beteiligten war von Anfang an bewußt, daß ein re-
formiertes Studienprogramm mit so weitreichenden, tief in die Persön-
lichkeit und Lebensgeschichte jedes einzelnen Lehrerstudenten eingrei-
fenden Zielsetzungen nicht in Form einenlinear durchkornponierten
Studienorganisation verwirklicht werden kann. Die Studierenden würden
ja dadurch zu bloßen Objekten von sie überwältigenden Ansprüchen an