BE
STAND
SCHLOSS
GRUNDRISSE
Tafel 13-15
Das Schloßgebäude (gr. L. 59,4 m, gr. Br. 43,7 m) ist eine Dreiflügelanlage mit offenem, rechteckigem Hof
nach Westen im Typ der französischen Hotelbauten, wie sie seit Anfang des 18.]ahrhunderts auch in Deutsch:
land mehrfach entstanden sind} Gliederung in ein Haupt: und zwei Flügelgebäude, durch breite Gänge
verbunden. Von den Flügeln der nördliche auch als Kirchenflügel, der südliche als Küchenflügel bezeichnet.
Der Kirchenflügel enthält Räume für die Kavaliere des Hofes, daher auch Kavalierflügel genannt, der Küchen:
flügelaußer denWirtschaftsräumen dieWohnung des Kaistellans. Größe des umschlossenen Hofes 31,8 m : 27,4 m.
H A U P T G E B Ä U D E (L. 42,2 m, Br. a. d. Nords. 17,28 m, Br. a. d. Süds. 16,25 m). Form
eines Trapezes, quer zur Hauptachse der Anlage, die Hoffront senkrecht, die Gartenfront schiefwinklig dazu
eingestellt. Diese Unregelmäßigkeit anscheinend eine Folge von der Notwendigkeit bei der Art der Boden:
Verhältnisse, die Fundamente der alten Burg zu benutzen. Enthält in der durch Risalite betonten Mitte des
Erdgeschosses Vestibül: und Speisesaal. Das Vestibül ist durch breite achtstufige Freitreppe mit Zwischen:
podest und seitlichen Abrundungen sowie viersäuliger Kolonnade direkt mit dem Hof, der Speisesaal durch
zwei in den Winkel des Risalits eingefügte einarmige Treppen von je 17 Stufen und geschweiftem Antritt
direkt mit dem Park verbunden. Auf der Nordseite des Speisesaales die Wohnung des Landgrafen, bestehend
aus zwei Vorzimmern (später Schönheitsgalerie und Ahnengalerie genannt), einem Schlafzimmer (ab 1822
Rotes Schlafzimmer genannt), dem Kabinett (später Schreibkabinett genannt), der Garderobe, dem Diener:
zimmer (Lakaienstübchen), einem von dort zugänglichen Abtritt und der Dienertreppe. Hinter dem Abtritt
ein schmaler Gang, vom ersten Vorzimmer, von der Garderobe und dem Schlafzimmer aus zugänglich, für die
Aufstellung des Nachtstuhls. Auf der Südseite des Speisesaales die Südwohnung, bestehend aus Vorzimmer
(ab 1822 Rotes Wohnzimmer genannt), Schlafzimmer, Kabinett, Garderobe mit Nachtstuhlraum und Lakaien:
stübchen wie vor. Letzteres steht mit der Haupttreppe in direkter Verbindung, die symmetrisch zum ersten
Vorzimmer des Landgrafen in den Grundriß eingefügt und vom Vestibül nur durch Gurtbogen getrennt ist.
Unter der Treppe Durchgang zum Vorzimmer der Südwohnung und Zugang zum Untergeschoß.
Obergeschoß, an Nord: und Südseite um je 3,67 m, die Breite des Altans, verkürzt. Massive Außen:
wände über den Garderoben des Erdgeschosses durch Eiseneinlagen abgefangen. Raumgruppen wie vor.
In der Hauptachse, über Vestibül und Speisesaal, Vorsaal und Musensaal (Tanzsaal), beide mit durch:
laufendem Balkon nach Osten bzw. Westen. Nach Norden die Wohnung der Landgräfin, bestehend aus
Vorzimmer, Schlafzimmer, Kabinett und Garderobe. In unmittelbarer Verbindung damit Kaffeeküche und
1 So z. B. das Landschaftliche Haus des Remy de la Fosse in Hannover (1710-12). Der Typ ist also kaum eine Erfindung Franqois
Blondels d. ]., wie wohl gesagt worden ist, s. Phleps, Zwei Schöpfungen des Simon Louis Du Ry, Berlin 1908, S. 11.
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