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Stölzels Ausführungen ist Dölll beigetreten, indem er gleichfalls „den Schultheißen-Hof an der früheren
Mündung der Ahne in die Fulda" annimmt. Nebelthau? leitet aus der Anwesenheit des Königs und seiner
Gäste in Cassel ab, daß beim Königshof „wie für die geistliche Nahrung eine Kapelle, so für die leibliche ein
Rent- oder Fronhof von Nöthen gewesen sei." Von „einer wirklichen Angehörigkeit des Hofes Kassel" an
Kaufungen will er nichts wissen, hält aber dafür, daß „König Heinrich im frommen Eifer und weil er ohnehin
auf die unansehnliche alte Königsburg keinen Wert legte, den dazu gehörigen Fronhof in Kassel zu verschenken
kein Bedenken trug." Er bezeichnet es als „eine natürliche Folge der Veräußerung des Fronhofes, daß die
königliche Burg zu Kassel verfallen und über kurze Zeit ganz in Vergessenheit gerathen mußte." Als Über-
bleibsel des Hofes spricht Nebelthau das Kaufunger Haus an, dessen Stelle er an der „Spitze vor dem altstädter
Marktplatz zwischen der Essiggasse und der Straße nach der Schlagd" sucht. In der Essiggasse erblickt er
„die obere Einfahrt in den alten Fronhof." Brunners tritt der Auffassung, daß „die Curtis Cassela mit dem
späteren Schultheißenhof oder dem eigentlichen Frohnhof identisch gewesen sein" kann, bestimmt entgegen.
Er sucht den „Herrenhof oder die Wohnung des Schultheißen", die er als „ein stattlicheres, aber nur einstöckiges
und mit weitüberhängendem Strohdach versehenes Gebäude" sich vorstellt, in der Nähe des Marktes, aber
„weiter hinunter nach der Fulda" zu.4 Wie Nebelthau bringt auch Brunner den Fronhof, zu dem er auch
die Sala des Königshofes rechnet, zum Hause der Kaufunger Nonnen in Beziehung, dessen Standort er eben-
falls am Altmarkt, aber in einem anderen Häuserblock, als Nebelthau, annimmt. Der Fronhof soll sich vom
Hause Altmarkt Nr. 2 bis zum jetzigen Renthof erstreckt haben? Den Renthof selbst spricht Brunner an
anderer Stelle als königlichen Wirtschaftshof an, dessen Bezirk er anscheinend bis zur Ahna ausdehntß Den
Ausführungen Brunners ist Stölzel7 entgegen getreten, indem er seine Hypothese von der Lage des Fronhofes
an Stelle des Salzhauses aufrecht hält und sie unter Anderem wieder mit der Annahme eines besonderen Schult-
heißenhofes begründet, der den Platz des jetzigen Renthofes nicht eingenommen haben könne. Demgegenüber
bestreitet Brunner das Vorhandensein eines eigenen Schultheißenhofesß Schotte9 hat sich auf Brunners Seite
gestellt. _
ln kunstgeschichtlicher Hinsicht interessiert die Frage nach dem Platze des Casseler Fronhofes nur
insofern, als seine Lage nicht ohne Einfluß auf die Entwicklung des Stadtplanes geblieben sein kann. lm aus-
gegangenen Dorfe Mühlhausen den wichtigen Hof zu suchen, liegt am wenigsten Grund vor. Hier hätte er
seine Aufgabe, die Beziehungen zwischen dem Königshofe und der in dessen unmittelbarer Nähe entstandenen
Marktsiedelung zu regeln, nur unvollkommen erfüllen können. Ebenso wenig kann der Hof an der Stelle des
Ahnaberger Klosters angenommen werden. Das Kloster entstand zu einer Zeit, als der Fronhof noch nicht
entbehrlich war. Auch ist an keiner Stelle der ältesten Klosterurkunden die Rede davon, daß der Konvent ein
herrschaftliches Gebäude auf dem engeren Klosterbezirk überwiesen bekam. Die Annahme, daß 1605 der fürst-
1 Kassel S. 2.
' Denkwürdigkeiten I S. 256 u. Gebäude S. 6 f.
v" Armenwesen S. 4.
4 Handel S. 1.
5 Brunner, Cassel S. 6f.: „ln Cassel besitzt das Kloster später nur noch ein Haus am Markt, zwischen der Straße nach der Schlagd
und der unteren Fuldagasse bezw. der neuen Fuldabrücke gelegen (an der Stelle von Altmarkt Nr. 2, der jetzigen Post), das wir um so mehr als
den letzten Rest des alten Herrenhofes ansehen müssen, als die von den Klöstern in der Regel sonst aufs gewissenhafteste aufbewahrten
urkundlichen Belege bezügl. des Erwerbes dieses Hauses fehlen . . . lst nun das Kaufunger Haus am Altmarkt der letzte Rest des Casseler
Fronhofes, so wird dieser den Bezirk von da ab abwärts zur Fulda nach dem jetzigen Renthofe hin begriffen haben, den letzteren mit ein-
geschlossen."
6 Brunner, Klöster. Kassel S. 63: „Zu Füßen des [Burg]-Abhanges im Tale lag der zur Burg gehörige Wirtschaftshof, der, da Konrad
im Jahre 913 seine Kanzlei mit sich führte, als ein Königshof von größerer Ausdehnung anzusehen ist. lhm gab das hier und da im Unterlauf
sumpfige Bette der Ahna, eines starken Baches, der sich ehedem weiter südlich als jetzt mit der Fulda vereinigte, nach Norden hin Deckung."
7 Anl. Cassels S. 161 f. l
3 "Brunner, Anl. d. St. Kassel S. 275 f.: „Es gab außer dem Renthof keinen besonderen Schultheißenhof. Der Schultheiß wohnte
im Renthof und hielt dort sein Gericht ab, bis der neue Bau Landgraf Wilhelms IV., in welchem nur die oberen Regierungsbehörden
ihren Sitz hatten, das Landgericht daraus verdrängte und es nötigte, im Tuchhaus ein Unterkommen zu suchen. Der Renthof heißt in alten
Zeiten kurzweg ,der Hob' oder das ,Hobehus', es lag in nächster Nähe der Burg."
9 Zeitschr. d. Ver. f. hess. Gesch. XXXXVIll S. 323 f.