ursprünglich einen im Eichwäldchen gelegenen Born, der ehemals Wasser für die Unterneustadt lieferte. Da
der Born jedoch nicht genügende Mengen hergab, wurden einige Quellen in seiner Nähe dicht neben der
Papiermühle an der Losse in einem feinen weißen Sande erschlossen, mit einem großen Gewölbe abgedeckt,
über dem sich später das Fischhaus erhob, und unter dem gleichen Namen zur Wasserversorgung herangezogen. J
Später kamen noch einige Quellen hinzu, die in unmittelbarer Nachbarschaft aufgefunden und 1758 ebenfalls
durch ein Gewölbe geschützt waren} Die Wasserleitung bestand aus hölzernen Röhren, die an einer Stelle
den Festungsgraben überquerten. 1726 trat ein Ersatz durch eiserne Röhren ein. Eine Beschädigung der
Leitung, die bei der zweiten Belagerung der Stadt 1762 der Feind vornahm, um die Festung vom Wasser ab-
zuschneiden, war 1764 wieder behoben, jedoch mit der Vorsichtsmaßnahme, daß „die Leitung, welche sonst
durch den Stadtgraben gegangen, durch das Unterneustädter Thor geführet, um zu allen Zeiten bey sich er-
äugnenden Schaden demselben viel leichter zu l-lülfe zu kommen". Auslaufstellen der Leitung bestanden im
Armen- und Waisenhause, auf dem Rädermarkt, im Jägerhause, am Fischhause vor dem Renthofe und im Rent-
hofe selbst, wo das Wasser aus drei Röhren sprang. Ein Abstich mit einem Hahn befand sich am Unterneu-
städter Tor dem Wachthause gegenüber? Die Zuleitung zum Renthofe erfolgte über die Fuldabrücke, wodurch
eines der Wahrzeichen der Stadt, „das über die Brücke fließende Wasser", entstand. Das Alter der Eichwasser-
leitung ist nicht mit Bestimmtheit ermittelt? Aus den Stadtrechnungen4 bekannt ist, daß 1513 ein halber
Gulden verausgabt wurde „Zcu winkauff als In der Nuenstat verdingt wart das Wasser ln die Stat Zcubringen".
Die Mitteilung ist deshalb nicht ohne lnteresse, weil um diese Zeit der Bau der Fuldabrücke vollendet war.
Die Möglichkeit, daß die Verdingung von 1513 sich auf die Herstellung der Eichwasserleitung bezieht, erscheint
demnach nicht ausgeschlossen.
Von der Nutzbarmachung einer weiteren Quelle ist 1546 die Rede. Am 27. Mai dieses Jahres ver-
machte der Bürger und Schöffe Hans Seitz" letztwillig der Stadt 200 Gulden, um den Brunnen abseits Kirch-
ditmold in die Stadt zu leiten. Dafür bedang er sich zeitlebens Freiheit von bürgerlichem Geschoß aus. Auch
stellte er die Bedingung, daß, falls die Stadt auf sein Angebot nicht einging, das Geld zu milden Zwecken
verwandt würdeß Ob die Leitung zur Ausführung kam, ist nicht klar zu ersehen, doch muß daran erinnert
werden, daß kurz darauf der „brunnen von Weißenstein" in die Stadt „eingebracht" wurde, der recht wohl
mit der vorgenannten Quelle gleichbedeutend sein könnte. Jedenfalls verfügte, seitdem im Jahre 1548 der
„bornsprangk gegen Weißenstein" am Pferdemarkt aufgegangen war, auch der Stadtteil links des Flusses über
ausgezeichnetes Trinkwasser. Der Ort seines Ursprungs war durch eine solide gewölbte abschließbare und mit
oberen Rosten versehene Brunnenstube gesichert, die, wie am 19. November des genannten Jahres Dr. Walther
dem Bürgermeister Müldener berichtete, eine Größe besaß, „das wol sechs fuderige fasse darinne ligen könten".6
Die Zuleitung des Wassers, das „bober Weißenstein sinen Ursprung" hatte und „in der Stadt Kümpfen und
Zeuten" sprang, erfolgte in kleinen offenen Gräben, die erst am Hofe Schwarzhausens vor dem Neuen Tor
durch Röhren abgelöst wurden. Es beeinträchtigte die Einschätzung der Leitung nicht, als gleich anfangs das
Wasser einmal ausblieb. Den besten Beweis seiner Leistungsfähigkeit erbrachte der Sprudel um die Wende
des 16. Jahrhunderts, als die zur Sommerzeit meist an sich schon wasserarme Drusel7 in der großen Dürre
gänzlich versiegte, seine Kumpfe und Zeutenbrunnen aber munter weitersprangen. Die Vorzüge des Weißen-
steiner Borns waren dem Landgrafen Wilhelm lV. nicht unbekannt, denn er versuchte ihn für die Anlagen seines
Lustgartens in der Aue nutzbar zu verwenden. Auf Bitten der Stadt überließ der Fürst den Quell aber wieder
der Bürgerschaft und beauftragte den Brunnenmeister Antonius zwei andere Brunnen oberhalb Kirchditmolds
1 Schminke, Cassel S. 12 f.
2 Schminke, Cassel S. 13. Jüngere Auslaufstellen bei Rockwitz, Wasserversorgung S. 133.
a Nach Rockwitz, Wasserversorgung S. 132, und Noel, Wasserversorgung S. 19, wurde die Eichwasserleitung von Landgraf
Karl angelegt.
4 Stölzel, Stadtrechnungen S. 155 Nr. 84.
5 Urk. Stadtarchiv Cassel.
5 Ortsrepositur. Staatsarchiv Marburg. " Noel, Wasserversorgung S. 37 f.
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