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Gebäude. ääää
Kommunale
Gebäude.
ifel 511 n. 812,1
Ständehaus.
Seitdem das sogenannte Landständische Haus am F riedrichsplatz, das ehemalige Palais von Jungken
und spätere Alte Palais des Residenzschlosses, an die Landesherrschaft gekommen war,1 hatte sich für die
Landstände die Frage nach Beschaffung eines Ersatzbaues ergeben. Am 22. Dezember 1830 stellte Bürger-
meister Schomburg, der Präsident des Landtages, in der Sitzung der Landstände den Antrag auf Erbauung
eines neuen Ständehauses} Kurfürst Wilhelm ll. erteilte gern seine Zustimmung zu dem Bauvorhaben. Als
Bauplatz stellte er die am Kopfende des Wilhelmshöher Platzes gelegene, zum fürstlichen Fideikommiß-Vermögen
gehörende ehemalige Kopp'sche Besitzung, Haus und Grundstück am Weinberg, zur Verfügung, hauptsächlich
aus Anerkennung dafür, daß ihm die Stände ihr Haus am Friedrichsplatz überlassen hatten. Allerhand unklare
Baupläne lagen schon im Januar 1831 vor; 3 doch fehlten für eine Entwurfsbearbeitung noch alle Unterlagen.
Ein Bauprogramm allgemeiner Art entwickelte der Ständeausschuß erst, als er am 15. März der kurfürstlichen
Oberbaudirektion mitteilte, daß der Neubau, dessen baldige Entwurfsbearbeitung als erwünscht bezeichnet wurde,
die Geschäftsräume für die Landstände und ihre Ausschüsse, sowie die Wohnungen für den Landsyndikus und
den Pedell enthalten solle. Zwei Wochen später lud die Oberbaudirektion zwecks Erlangung geeigneter
Entwürfe den Oberbaurat Rudolph, Oberbaumeister Schuchardt, Oberingenieur Kühnert, Hofbaumeister Schulz,
Oberbaumeister Engelhard und Landbaumeister Ruhl zu einem Wettbewerb ein, an dem sich auch der Ober-
baudirektor Bromeis beteiligte. Indessen der Gang der Vorbereitungsarbeiten zum Neubau muß dem Stände-
ausschuß wohl zu langsam vorgekommen sein. Am 11. Mai wiederholte Bürgermeister Schomburg den Antrag
auf alsbaldige Ausführung des Gebäudes, indem er darauf hinwies, daß die Platzfrage auch seitens des Land-
tages geklärt sei; er ersuchte das Ministerium, die schleunige Vorlage von Bauplänen -zu veranlassen. Diese
Vorlage erfolgte denn auch noch am 21. desselben Monats und zwar gingen von Rudolph, Schuchardt, Kühnert
und Bromeis je zwei Entwürfe, von Engelhard ein Entwurf ein, während Ruhl mit seiner Arbeit noch im
Rückstände war und Schulz sich überhaupt nicht beteiligte. Dafür hatten noch der Hofbaumeister Wolff und
der Baueleve Rosengarten Entwürfe eingereicht. ln seiner Eigenschaft als Landtagskommissar teilte am 1. Juni
Oberbaurat Rudolph mit, daß er von der Staatsregierung beauftragt sei, das zum künftigen Ständehause bestimmte
Gelände zu übernehmen. Somit ging das Grundstück am Weinberg in den Besitz der Stände über.
Trotz dieser Vorbereitungen war die Baufrage keineswegs geklärt. Entweder müssen die eingereichten
Pläne nicht befriedigt haben oder Änderungen im Bauprogramm vorgenommen worden sein. Vom März 1832 liegen
nicht nur Entwürfe von Schulz und Ruhl, sondern auch von Baurat Heer und Oberbaurat Appel vor. lm April
setzte Schomburg die Oberbaudirektion davon in Kenntnis, daß der Ständeausschuß zwar einen dieser Entwürfe
für geeignet befunden habe, die Wahl des Bauplatzes aber der Bestimmung der Techniker überlassen müsse.
Eine gemeinsame Beratung und Aussprache der am Wettbewerb beteiligten Architekten nicht nur über den
auserwählten Entwurf, sondern auch über die Baustelle wurde als wünschenswert bezeichnet, weshalb Oberbau-
direktor Bromeis die Architekten zu einer Besprechung einlud. Wie das Ergebnis ausfiel, ist nicht bekannt.
Es scheint, als ob eine Art Vermittelungsentwurf aufgestellt wurde. Doch auch diese Lösung förderte die
Angelegenheit nicht.
Von den Vorentwürfen sind die Arbeiten Rudolphs und Ruhls in den Urzeichnungen überkommen.
Die gänzlich verschiedenartige Lösung der Aufgabe zeigt, daß den Architekten in der Ausnutzung des Bauplatzes
und der Anordnung der Räume ziemlich freie Hand gelassen worden war. Rudolphs Entwurf 4 sieht eine
großzügige Dreiflügelanlage klassizistischen Geistes mit Ehrenhof vor, die in ihrer Breite die ganze Länge der
1 Vgl. Abschnitt „Residenzpalais" S. 392.
2 Löwenstein, Ständehaus.
' Weiß, Briefe S. 392.
4 Handzeichnungen. Staatsarchiv Marburg.
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