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im 18. und 19. Jahrhundert die Fachwerkhäuser einen Putzüberzug erhalten, wobei die auskragenden Querge-
bälke mit Brettern verschalt sind. sodaß nur sehr unvollkommen nach den wenigen unberührten oder wieder.
frei gelegten Bauten Zusammensetzung und Formgebung der Hölzer erkannt werden können.
Im Allgemeinen kann man daran festhalten, daß Bauten mit gotischen Formen noch bis zur Mitte des
16. Jahrhunderts vorkommen. Vorher freilich schon setzte ein Mischstil ein, bei dem die Schmuckformen der
Renaissance sich einschleichen, ohne den Bauten den mittelalterlichen Charakter zu nehmen. Diese Periode
kann man bis zum Ende des 16. Jahrhunderts rechnen. Von da an gewinnen die dekorativen und malerischen
Formenelemente der Renaissance die Oberhand. Grundsätzlich wird man bei der Betrachtung der Fachwerk-
bauten annehmen dürfen, daß es sich bei ihnen niemals um Stilbauten handelt, wie sie sonst die Zeit der Gotik
und Renaissance kennt, sondern um Bauten, die in wesentlichen Teilen die stilbildende Konstruktion beider
Perioden beibehalten. Daher wird man die Wandlungen des Stils im Wesentlichen auch nur in der Form-
gebung und Schmuckweise der Einzelglieder zu suchen haben, zumal in Cassel weder urkundlich noch nach
formaler Gliederung Fachwerkbauten zu finden sind, deren Errichtung in eine Zeit vor 1350 fällt, also einem
Abschnitt angehört, für den beispielsweise in Marburg Zeugen eines besonderen Holzbaustiles festzustellen sind.
Massive Bürgerhäuser der Gotik hat die Stadt nicht aufzuweisen. Selbst zur Zeit der Renaissance
treten Steinhäuser nur vereinzelt auf und vermögen dem gesamten Straßenbilde weder ein einheitliches noch
ein besonderes Gepräge zu geben. Fast ohne Ausnahme kehren die Steinbauten die Giebelseite der Straße zu.
Unter ihnen befinden sich die ansehnlichsten Bürgerhäuser der Stadt, jene stattlichen Patrizierhäuser mit den
Schnörkelgiebeln und den Quaderportalen, deren Inschriften die so sehr erwünschte Auskunft über die Person
des Erbauers geben. Die massiven Barockbauten der Altstadt treten in ihrer Zahl zurück hinter den einheit-
lichen Kolonistenhäusern der Oberneustadt, die mit ihren einfachen Fronten dem regelmäßig angelegten Stadt-
teil auch heute noch den Charakter der Hugenottensiedelung sichern. Auch bei den späteren, in ihrer Größe
eindrucksvollen Bürgerhäusern dieses städtebaulich sehr beachtenswerten barocken Viertels ordnet sich der
Schmuck der klaren architektonischen Gliederung der gesamten Fassade unter. Im Gegensatz zu den in die Höhe
sich entwickelnden Gebäuden deutschen Geistes, die den Bestand der Altstadt ausmachen, geht der Aufbau der
Häuser der französischen Neustadt mehr in die Breite. Gesimse, Lisenen, Eckquaderung, schwach vorgezogene
Risalite und schlicht umrahmte Rechteckfenster bilden die architektonischen Elemente ihres Aufrisses. Balkone auf
Kragsteinen oder in Verbindung mit den Portalen und ihren Säulenvorbauten betonen, mehr oder weniger durch
Dekoration belebt, die Hauptachsen. Der Wunsch nach Symmetrie ordnet bei den gestreckten, vornehm-schlichten
Häusern der reichen Kaufleute und hohen Beamten ein Einfahrtstor in jeder der beiden Endachsen an, von denen
freilich das eine als Blende ausgebildet ist. Der Segmentbogengiebel über dem zwerghausartig hoch-
gezogenen Dachgeschoß verrät die ältere, der Dreieckgiebel die jüngere Entstehungszeit. Eine Eigentümlichkeit
der älteren Straßenzüge bedeuten bei den zur Messezeit von den auswärtigen Händlern benutzten Häuser die
Meßläden, jene Erdgeschoßfenster, die durch Entfernen der Brüstungen in Verkaufsstände umgewandelt werden
konnten. Die Lust des Rokoko, die Fronten plastisch zu schmücken, ist an einigen Häusern der jüngeren Teile
der Oberneustadt zum Ausdruck gekommen, von denen das Haus Königsplatz 55 zu den bemerkenswertesten
Beispielen gerechnet werden darf, die Mittel- und Norddeutschland überhaupt aufzuweisen hat. Bauwerke der
nachfolgenden Stilrichtung des Empire und der Biedermeierzeit liegen zumeist vor den alten Toren.
Einzelheiten des Aufbaues bringt die nachfolgende Zusammenstellung, die auch einige Auskunft über
den inneren Ausbau und die Nebenanlagen gibt und die Geschichte der Häuser streift. Den Namen der
Architekten zu ermitteln war bei den älteren Bauten nur in Ausnahmefällen möglich. Selbst bei den jüngeren
Häusern ist es in vielen Fällen nicht ohne Vermutungen abgegangen. Die Besitzverhältnisse sind insofern
berücksichtigt, als sie für die Eigenart der Häuser oder die Stadt- und Familiengeschichte von Interesse schienenß
k ' Außer dem handschriftlichen, im Stadtarchiv zu Cassel befindlichen Häuserverzeichnis vom Jahre 1605 sind, ohne daß sie
besonders aufgeführt sind, auch die von Aug. Karl Wagner 1861 auf Grund dieser Unterlage gezeichneten und in der Murhardbibliothek
niedergelegten Karten benutzt. Die verdienstvolle und mühsame Arbeit Wagners bedurfte in einzelnen Fällen der Berichtigung. Anscheinend
ist von Wagner nur die Ausfertigung K 36 des Häuserverzeichnisses, welche die Häuser nach Quartieren aufführt, und nicht auch die Aus-
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