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Gebäude. äääääääääägä
bemalte und vergoldete Dekoration von Zuschauerraum, Foyer und Fürstenloge atmet ganz den graziösen
Geist der freudig-festlichen Innenarchitektur sonstiger Residenztheater aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, die-
wie der Casseler Bau im Äußeren meist recht einfach gehalten sind. Die aufwendige Verteilung von Öfen,
Beleuchtungsarmen und prächtigen Kronleuchtern, von denen allein drei große über dem Proszenium sich
aufgehängt finden, lehrt, daß man an die Behaglichkeit eines Theaterraumes andere Anforderungen stellte, als.
es zu Moritz' und wohl auch noch zu Karls Zeiten der Fall war. Daß es bei der glänzenden Ausstattung
freilich mehr auf die äußere Wirkung der Aufmachung als auf die Gediegenheit der Arbeit ankam, zeigt eine
Bemerkung auf einem der Entwurfsblätter, wonach es dem Ermessen des Fürsten überlassen blieb, die Zierraten
im Zuschauerraum entweder plastisch oder nur in der Art der Theaterkulissen antragen zu lassen.
Aber nicht der vorbesprochene Plan, sondern eine Variante, die allerdings nur die Raumfolge umkehrte,
den Haupteingang also an der Rennbahn, die Bühne am Steinweg annahm, alle übrigen Räume aber unverändert
ließ, scheint bevorzugt zu sein, denn auch der spätere Neubau behielt diese Reihenfolge bei, was angesichts
der nötigen Unterkellerung der Bühne, der vornehmeren Zuführung zur Fürstenloge und der zweckmäßigeren
Lage der Künstlergarderoben zur Szene nicht verwundern kann. Bei der verhältnismäßig kurzen Lebensdauer,
die der Anlage beschieden war, muß es fraglich erscheinen, ob die innere Einrichtung wirklich in der ursprünglich
geplanten üppigen und gediegenen Art zur Ausführung kam. Wahrscheinlicher ist es, daß man sich auf eine
Scheindekoration beschränkte, die nach kurzer Zeit zu beseitigen weniger bedenklich zu sein brauchte. Es muß
sogar mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß noch erhebliche Änderungen oder wenigstens Vereinfachungen
am Entwurfe vorgenommen wurden. Denn es ist nicht klar, ob noch unter Friedrich I. und selbst unter dessen
Nachfolger der Entwurf zur Ausführung kam. Tatsache dagegen ist, daß Landgraf Friedrich Il. bauliche
Veränderungen vornahm. Die Mitteilung Schminkes 1 vom Jahre 1767, daß unter diesem Fürsten „das bisherige
Ballhaus einstweilen zu einem Opern- und Comödienhaus auf das schönste eingerichtet" sei und daß im Gebäude
„wöchentlich zu verschiedenen Tagen französische Comödien und Ballets, auch in Meßzeiten sehenswürdige
Opern aufgeführet werden", läßt vermuteh, daß erst unter Friedrich ll. die Dreiteilung des Grundrisses in
Vestibül, Zuschauerraum und Bühne vorgenommen wurde, und mit Sicherheit erkennen, daß der Ausbau nur
als Provisorium betrachtet wurde. lm Allgemeinen muß das Gebäude aber doch einen bescheidenen Eindruck
gemacht haben. Als 1766 der junge Gotter das Casseler Theater besuchte, schrieb er, daß es „nicht viel
größer als unser Gothaisches und eben deswegen aller großen Maschinen unfähig" sei."
Kein Anderer als Friedrich ll. selbst war es, der die unzureichende Neuerung wieder beseitigte und
die vorhandenen Mängel durch eine gründliche Maßnahme abstellte.
Zweiter Bau.
Wie Engelhard S 1778 berichtet, ließ Landgraf Friedrich „das alte Ballhaus", das „auch vorher zu
Aufführung der Schauspiele gebrauchet, und noch neuerlich dazu eingerichtet worden", abbrechen. „Weil es
nicht bequem und räumlich genug war: S0 wurde im Jahre 1773 ein neues gebauet, dessen Hauptseite nach
den Alleen vor dem Schlosse hingehet, und durch die Hauptallee das Gesichte gegen die Brüderkirche hat."
Der Gedanke des Neubaues ist bis zum Februar 1764 zurück zu verfolgen} in eine Zeit, in der zum ersten
Male die Anwesenheit einer französischen Theatertruppe versichert wird, die sich der in Fragen des Theaters
französischen Vorbildern nacheifernde Landgraf verschrieben hatte? Der Architekt des Neubaues war Simon
Louis du Ryß Seiner Anregung ist es wohl zuzuschreiben, daß man auf die Erhaltung der Umfassungswände
des Altbaues verzichtete und eine Vergrößerung der Anlage in Erwägung zog. Wenigstens findet sich eine
' Cassel S. 72 u. 194.
2 Schlösser, in Zeitschr. f. vergleichende Literaturgeschichte N. F. VIl S, 291 E.
3 Erdbeschreibung I S. 94 f.
4 Designation der projektirten Bauarbeiten. Akte Bauverlag betr. N0. 11257. Staatsarchiv Marburg.
s Bennecke, Schauspieler S. 254.
' Casparson, Du Ry S. 266. Gerland, Du Ry S. 94.
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