Zwecken der Jagd besser gerecht wurde, als das an einer engen Gasse gelegene Stadthaus. 1686 wurde der
baufällige Fuldaflügel abgebrochen} Gleichzeitig oder nur wenig später müssen die Bauten an der Nordost-
seite gefallen sein. Zwischen 1757 und 1766 verschwand das Vorderhaus." Am längsten scheint sich der an
der Südwestseite gelegene Hauptbau gehalten zu haben. Noch 1763 lassen sich in dem „alten steinernen
Flügel zur Linken des Eingangs" zwei zur Rentschreiberei gehörige Fruchtböden feststellen." Als Ende des
18. Jahrhunderts die Befestigung des Kastells4 angelegt wurde, ging auch dieser letzte Rest des landgräflichen
Jägerhauses in Cassel verloren.
Fasanerie.
Ganz außerhalb der alten Stadt, aber im Bezirk,ider jetzt zum Stadtkreis Cassel gehört, befand sich
die fürstliche Fasanerie. Sie lag im Eichwäldchen bei Bettenhausen, dessen Hügelgelände bis vor einigen Jahren
von einem Bretterzaun umgeben war. lhr Gründer war Landgraf Wilhelm Vlll." Der Mangel an Beschreibungen
beweist, daß es sich kaum um eine Anlage von architektonischem Wert handelte. Schminkeß erwähnt 1767
„ein Haus mit der daselbst angelegten Fasanerie, welches dem Fischhaus gerade gegenüber liegt. Dieser Ort
ist von ziemlichen Umfang und mit einer Dielenwand umgeben, hat auch eine sehr angenehme und zu Erziehung
der Fasanen vorteilhafte Lage, daher viele Fasanen und Welsche Hühner allda ausgebrütet und unterhalten
werden." Auch ein Tiergarten befand sich im Eichwäldchen. Einige Stück Hochwild sollen noch zu Landaus Zeit,
1849, vorhanden gewesen sein." Die letzten Fasanen kamen anfangs dieses Jahrhunderts nach Potsdam.
Die zur Anlage gehörigen, am Fuße des Hügels gelegenen Wohn- und Wirtschaftsgebäude, die sich im
Besitz des Staates befinden und zum Betrieb einer Land- und Gastwirtschaft dienen, beanspruchen keine
Bedeutung. Die Stelle des Wohngebäudes des Fasanenwarters, das vor einigen Jahren abbrannte, nimmt ein
Neubau ein. Das auf der Höhe des Hügels gelegene Fasanenhaus, ein langer eingeschossiger Fachwerkbau, hat_
zwar die alte Fassung beibehalten, fällt aber nur dadurch auf, daß sein Sockel von den Auslauföffnungen für
die Fasanen durchbrochen ist. Eine am Kopfende des Fasanenhauses stehende Gruppe von zwölf im Kreis
gepflanzten Bäumen mag den fürstlichen Jagdgästen als Freisitz gedient haben. Die breite Allee alter Eichen.
die der Länge nach über den ganzen Hügel sich hinzieht und im Anfang den Namen Fasanenweg führt, ist so
ziemlich das einzige in die Augen fallende Kennzeichen dafür, daß der Wald früher häufiger höfischen Besuch sah,
' Winkelmann, Hessen II S. 287. Schminke, Cassel S. 226.
' Vgl. die Stadtpläne v. 1757 u. 1766. _
' Staatsarchiv Marburg. O. St. S. 7110.
' Vgl. Abschnitt „Kastell".
"' Landau, Jagd S. 288.
' Cassel S. 406 f.
" Landau, Jagd S. 204.