Jahres. lm Juni 1592 hatte Edelmann sechs Säulen versetzt, während Zimmerleute zu anderen Gewölben drei
Kreuze zugelegt hatten, die noch aufgestellt werden mußten. Eine Seite des Hauses war um diese Zeit von
den Dachdeckern gelattetß An anderen Stellen des Baues scheint man mit den Arbeiten noch etwas im
Verzug gewesen zu sein. Am 4. Juni rügte der Landgraf in einem Schreiben an den Obersten zu Cassel eine
Ausgabe von 27 Gulden für die Zimmerleute, „da wir doch nicht anderst wißen als daß das Zimmerwerk
mehrerteils verfertigt." Die Hoffnung des Fürsten, den Marstall bald benutzen zu können, sollte nicht in
Erfüllung gehen. Der Bau war noch nicht vollendet, als Wilhelm lV. starb.
-Wilhelms Nachfolger Moritz ließ die Einrichtung der Stallungen, wie geplant, zu Ende führen. Edel-
mann war im Mai 1593 mit den Putzarbeiten fertig und fing im Juni mit dem Verlegen der Fußbodenplatten
an." Als Lupold von Wedel 1606 Cassel besuchte, fand er „in des Landgrafen Stall, welcher würdig wie
ein Schlößlein zugebaut, in 3 Ställen 110 Räume, welche mehrenteils voll Pferde gestanden!" lm
Übrigen aber scheint der Fürst, der für Theater und Spiele eine Vorliebe hegte, beim inneren Ausbau
mehr als eine Änderung in den ursprünglichen Plan hineingebracht zu haben. Eine große Rüstkammer ließ
er gleich im ersten Jahre anlegen? Über andere Einrichtungen scheint er sich nicht gleich schlüssig gewesen
zu sein. 1605 bestimmte er, daß „die Veränderung bis ins nächste Jahr verschoben werden" sollteß lm
Bauanschlag für das Jahr 1608 heißt es, daß des Stallmeisters Wohnung samt den beiden Kutscherstuben und
Kammern darüber verfertigt werden müsse, daß das Hengelwerk im Dach über dem Saal wieder anzurichten
sei und der Saal selbst weiß mit Gips gebunden werden solle. Auch handelte es sich darum, „den Hof von
der alten Landknechten Haus mit Planken zuzumachen!" Das weitläufige Gebäude enthielt, als es völlig
eingerichtet war, im Obergeschoß eine ganze Reihe von Gelassen, die mit der Bestimmung als Marstall nur
lose oder garnicht zusammenhingen, aber den Liebhabereien des Fürsten recht dienlich waren. Ein lnventar
vom Jahre 1612 führt unter anderm eine Kunstkammer, eine Schneiderei, eine große lnventionskammer, eine
Buchdruckerei, eine „alte Münze" und ein Laboratorium auf. Die Kunstkammer, die bis zum Jahre 1696 im
Marstalle verblieb, barg neben Kunstwerken auch Kuriositäten aller Art. Winkelmann, der eine ziemlich ein.-
gehende Beschreibung gibt} nennt als besondere Sehenswürdigkeiten der Antiquitäten- oder Raritätenkammer"
die vestalischen Lampen, Kalendarien, Astrolabien, Kunstuhren, eingelegte Tische und Gemälde, darunter die
Bildnisse der persischen Gesandten, die 1600 Cassel besuchten. Für dieses Museum lieferte nach einem
lateinischen Briefe aus dem Jahre 1603 der württembergische Rat Johann Henne, mit dem Landgraf Moritz in
Frankreich Verabredung getroffen, angekaufte römische Altertümer." ln einem Nebengemach, der Kleiderkammer,
waren „allerhand Enderungen der vier Theilen der Welt Kleidungen zu betrachten." 1" Den lnhalt der lnventions-
oder Erfindungskammer" bildeten die zahllosen Requisiten zu den am Hofe beliebten lnventionen, die in
maskierten und theatralischen Aufzügen, Turnieren und anderen Spielen sich mannigfaltig äußerten." Ein Teil
der prachtvollen Waffen und Pferdegeschirre, welche die Rüstkammer füllten, war von Hertingshausen erkauft
worden, der eine ansehnliche Waffensammlung besessen zu haben scheintßß Bis zum Jahre 1779 enthielt der
Marstall auch die fürstliche Bibliothek," sodaß das Gebäude nach dem Volkswitze „Musis et Mulis"" diente.
Eine Sattelkammer fügte Friedrich ll. hinzu."
' Ortsrepositur Cassel. Staatsarchiv Marburg. - ' Staatsarchiv Marburg. O. W. S. 104.
' Staatsarchiv Marburg. M. St. S. 6986. - 4 Girgensohn, Kassel.
Staatsarchiv Marburg. M. St. S. 6986. - ' Nebelthau, Kollektaneen.
Staatsarchiv Marburg.
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Ortsrepositur Cassel.
Hessen ll S. 280 f.
Rommel, Gesch. v. Hessen VI S. 417.
Winkelmann, Hessen ll S. 281.
Merian, Topogr. Hass. Anh. S. 14.
Ein Inventar der lnventionskammer ist im Staatsarchiv Marburg erhalten.
Ortsrepositur Cassel. Staatsarchiv Marburg.
Schminke, Cassel S. 195 f.
Engclhard, Erdbeschreibung l S. 95.
Seelig, Geschichtsbilder S. 29.
Schminke, Cassel S. 223 f.
Engelhard, Erdbeschreibung I S. 91.
Stadtarchiv Cassel K. 26.
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