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Stadtbefestigung. äääääääää
Die Befestigungsarbeiten selbst scheinen unter Linars Abwesenheit nicht gelitten zu haben. Daß der
Ahnafluß um diese Zeit eine bei der Stadt beginnende neue Richtung bekam, beweist ein Schreiben des Land-
grafen an Georg von Scholley und den Festungsbaumeister Chr. Müller vom Jahre 1577: „Wollt fleiss tun
womöglich, dass lhr die Ahne, weil sie noch Klein, in den neuen fluss bringet und die Dämme machen lasset,
damit sie Euch nit Schaden im Graben tue"! ln einem andern Schreiben vom 10. Januar an Scholley ist der
Landgraf unzufrieden mit dem hohen Tagelohn, d_en er beim Festungsbau zahlen muß. „Wir denken aber", so
schreibt er „sie haben noch zuviel guetes Korns zu fressen". Auch die Tagelöhner hatte er im Verdacht, daß
sie die Nachbarn zu höherem Tagelohn nötigten, um nicht am Festungsbau zu billig arbeiten zu müssen.
Deshalb sollte v. Scholley Hauptleute ausschicken und junge Gesellen zur Arbeit anwerben lassen 3. Daß die
Umarbeitung der F estungswerke keine geringe und leicht durchzuführende Arbeit war, beweisen auch die folgenden
Schreiben und Rechnungen des gleichen Jahres. Am 7. Febr. berichtete Sekretär Hengel an den Landgrafen:
„Den Damm an der Ahne betr. daran arbeiten sie itzo mit fleiss u. ist derselbige mehr nicht als Schuchs hoch
über dem Grund oder Boden fertig, sie wollen aber so fleissig arbeiten als ihnen möglich . . . Vor dem
Zwerentor stürzt dieErde immer wieder ein". Als Baumeister wird in dem Bericht Meister Christoffel genannt,
der auch 1588 wieder als Christoffel Müller erscheint 3.
Im Februar 1578 weilte Linar wieder am hessischen Hofe 4. 1579 war er dagegen verhindert nach Cassel
zu kommen, da er das Tertiärfieber hatte. Der Landgraf schrieb deshalb: „Die Bäue gehen wohl von Statten; der
Berg ist auf das oberste Gewölbe geschlossen, noch 4 Schuh höher, dann würden sie den alten Bergen fast gleich
sein" 5. Aus demselben Jahre findet sich ein „Verzeichnis der Personen, so auf Unsers gn. F. u. H. Befehl zum Wall-
bau aus den Ampten den 9. Martis überschicketM. Doch das Aufgebot aus den Ämtern genügte nicht, weshalb am
7. März Landgraf Wilhelm ein Ausschreiben an die Ämter gab: „Sollen Kräftige Leute stellen gegen Wochenlohn,
wieder den Festungsbau zu arbeiten". Am 18. November schrieb er von Rotenburg aus an den Obersten
von Scholley, der auf den „großen Schnee im Seulingswald" hingewiesen hatte: „Er hat zwar gemeint, daß
der Wallbau für das Jahr eingestellt werden möchte. Allein da in Cassel offen Wetter, ist zufrieden weiter
zu arbeiten". Er soll ordentlich Steine brechen lassen, damit im Frühling das Werk tüchtig gefördert werden
kann 7, worauf unter dem 20. November Georg v. Scholley erwiderte „Da auch E. f. g. wollen, das in dem
Wahl weiter gearbeit soll werden, so Kan man die elf persohnen, so das loch oben auf der newen pastey
des Gießbergs zu dem Gewelbe haben angefangen auszuführen, wider anlegen . . . das man daselbst das Gewelbe
fmge an zu machen"8. Bald darauf konnte er weiter berichten, daß man „Oben auf der neuen Bastei des Gießbergs
zu dem Gewölbe" angefangen hätte zu mauern. Wegen bald eintretenden Frostes mußte man indessen
die Arbeit unterbrechen. „79 Personen haben die Gleichnungen von der neuen Schleuse herauf nach dem
Hohentor angefangen"? Die erheblichen Einbußen der Bürger an Gartenland bei der Erbauung neuer Werke
suchte der Landgraf durch Geld auszugleichen. Nach dem Salbuch hat L. Wilhelm lV. am 12. März 1580
„denjenigen Bürgern, denen an ihren Gärten durch den Bau der neuen Basteien beim Müllertor, hinterm Gieß-
haus unn auch vorm Ahnaberger Tore in dem neuen Ahnegraben abgegangen, Erstattung tun lassen aus s. f.
gn. Lehen so sie vor Caßel liegen haben". Der Abgang an Gärten betrug 1600 Ruten oder 13 Acker 40 Ruten,
die Rute zu 14 Fuß gerechnet. Im Jahre 1580 war der Wallbau fertiggestellt, weshalb es sich der Landgraf
nicht nehmen ließ, ein großes Fest auf den Wällen zu veranstalten, wobei 700 Handwerker gespeist wurden.
' Staatsarchiv Marburg.
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4 Korn, Linar S. 85.
5 Staatsarchiv
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