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Kunstgeschichtliche Übersicht.
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inneren Wert der überkommenen Dorfdenkmäler, deren unscheinbares Äußere der Pflege nicht mehr wert
erschien. Was in der Neuzeit der Bauer an gutem alten Hausrat noch nicht beseitigt hatte, kaufte der städti-
scheiHändler, der den Fundort nicht verrät. Abbildungen untergegangener Bauwerke, die noch vorhanden
waren, als die vorliegende Abhandlung in Angriff genommen wurde, sind verschwunden, ohne daß sich ihre
Spur verfolgen ließe. Nur noch in der Baunagegend tragen wenige alte Frauen die angestammte Tracht.
Ein einziger Hauswebstuhl im Kreise ist noch im Betrieb. Truhe und Spinnrad muß man auf dem Boden,
Ofenplatten auf den jauchegruben suchen, ehe sie auch hier verschwunden sind.
Dorf.
Die Ortschaften im Landkreis Cassel besitzen die Form des Haufendorfes. Auch das Sachsenhaus
im nördlichen Teile des Kreises behauptet seinen Platz in geschlossener Siedelung neben Kirche und Nach-
barhaus, doch wird es mehr als Zufall sein, daß die freiliegenden Güter, die alten Einzelgehöfte, mehr
nördlich als südlich der Hauptstadt sich finden. lm Lageplan unterscheiden sich die Sachsenkolonien von
den Frankensiedelungen- in nichts. Die Grundlage des Hofes bildet der Mansus oder die Hofstatt} Dieses
Flurstück, die Hofreite genannt, umfaßt nicht nur den Hof mit den Wirtschaftsgebäuden, sondern auch den
Garten des Bauern. Die in hessischen Urkunden sich findende Schreibweise Hofreise läßt sich auch im
Landkreise Cassel nachweisen. So finden sich 1335 „czuo Hube Landes in den Velden czu Heckershusen
mit eyner Hobereyse, Schurenstad, Hobe vnd Wyse geleyn in dem Dorf daselbes" verzeichnet? Abgesehen
von einem einzigen Platze, dem nach der Reformation vom Landgrafen auf altem Klosterboden gegründeten
Wilhelmshausen, zeigen die Häusergruppen und Straßenzüge das planlos angelegte, in den Wohnbauten
oft erneuerte Bild der frühen Niederlassungen. ln den an Heerstraßen gelegenen Plätzen ist der alte Haupt-
weg nicht zu verkennen, der in den Taldörfern oft eine größere Länge erreicht. Vielfach auch läßt sich der
ringförmige Straßenzug um das Gotteshaus, die Grenzlinie des um das Heiligtum sich bildenden Urdorfes,
noch feststellen. Straßennamen höheren Alters haben sich nicht erhalten. Von jüngeren Bezeichnungen
seien der Wilhelmsdamm bei Kirchbauna und die Friedrichsstraßen zu Bergshausen, Breitenbach und Sanders-
hausen genannt. I
Eine eigene Gruppe bilden geschichtlich wie geographisch die an keinem Hauptwege gelegenen,
zwischen der Frankfurter und Corbacher Straße eingekeilten Bauna- und Rittesiedelungen, die zugleich das
regelloseste Dorfbild besitzen. Der Hauptflußlauf, die Fulda, zeigt, abgesehen vom alten Wolfsanger und
jüngerem Cassel selbst, nicht die bedeutendsten Plätze. Am meisten in der Entwicklung zurückgeblieben sind
die auch heute noch umständlich zu erreichenden Dörfer in der Söhre. Hingegen haben die Ortschaften des
Lossegrundes, der alten Leipziger Straße, auch in ihrer Einwohnerzahl ihre einstige Bedeutung trotz der ver-
änderten Verkehrsverhältnisse nicht verloren. Die von diesem Handelswege nur wenig, aber unverkennbar
mit Absicht abgerückte Lage von Eschenstruth erklärt am besten den unberührten Zustand des ehemaligen
Leineweberdorfes, dessen hohe Lage und ringförmige Umfassungslinie wohl auf verschwundene Befestigungen
schließen lassen. Daß der erst in letzter Zeit der lndustrie erschlossene Ort, wie das von keiner Bahnlinie
gestreifte Vollmarshausen, . und das kleine, hinter dem Langenberge versteckte Elmshagen noch eigenartige
Rechtsdenkmäler besitzt, ist, bedenkt man die Nähe der Großstadt, ein glücklicher Zufall zu nennen.
Mit Ausnahme von Knickhagen, Rothwesten und Niedervellmar, die stets ohne Kirche gewesen zu
sein scheinen, besitzen alle Dörfer des Kreises ihr eigenes Gotteshaus. Geistliche Sammelstätte in Friedens-
zeiten bildete das Heiligtum, meist der ideale Mittelpunkt der Dorfschaft, in den Bedrängnissen des Krieges
die letzte und sicherste Zuflucht. Durch ihre einseitige oder allseitige hohe Lage zeichnen sich die Kirchen
1 Landau, Territorien, S. 4.
1 Landau, Hausbau, 5.1.